Wer auf den Spuren der Mayas wandeln und sich die einst prachtvollen und immer noch imposanten Ruinen anschauen möchte, ist auf der Halbinsel Yucatán genau richtig. Zwar kamen die Mayas ursprünglich aus Guatemala und haben sowohl dort als auch in den Nachbarländern Belize, Honduras und El Savador Städte erbaut, doch erst in Mexiko erlebten sie ihre Blütezeit, weswegen es nirgends sonst so viele Maya-Ruinen auf einem Fleck zu bestaunen gibt.
Doch auch wenn es auf Yucatán aktuell 90 mal mehr, mal weniger freigelegte Ruinen gibt, so muss man trotzdem genügend Zeit mitbringen, um eine Handvoll zu besichtigen. Nicht immer lohnt es sich, sich nur auf die Bekanntesten, wie z.B. Chichén Itzá, das zu den 7 neuen Weltwundern gehört, oder Uxmal, welche seit 1996 zum Weltkulturerbe zählt, zu konzentrieren. Vielmehr sind es oft die unbekannteren, teils tiefer im Dschungel gelegenen Stätten, die nicht nur aufgrund ihrer Lage einen ganz eigenen Charme haben, sondern auch mit neuen architektonischen und historischen Details aufwarten.
Auf unserer Yucatán-Rundreise besichtigten wir 9 der Maya-Stätten – wegen Covid-19 und der damit einhergehenden Schließung einiger Ruinenanlagen leider weniger als wir geplant hatten – und weder Uxmal noch Chichén Itzá schafften es auf Platz 1 unserer persönlichen Interessanteste-Mayastätte-Liste. Das war überraschenderweise Ek Balam!
Im Folgenden gebe ich Euch einen kurzen Überblick über eine Auswahl an Mayastätten, die entweder ein „Muss“ bei einer Yucatánreise, bekannt oder historisch und architektonisch sehr interessant sind. Das ist natürlich meine persönliche Meinung, aber vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen bei der Auswahl. Denn das es viele Mayastätten gibt, ist zwar toll, doch bekanntlich hat man ja die Qual der Wahl und je mehr Wahl man hat, desto größer ist die Qual, oder? 😉
Doch vorab noch einige Tipps für die Besichtigung:
1. Sonnencreme und Sonnenhut sind ein Muss! Spätestens ab 10 Uhr brennt die mexikanische Sonne gnadenlos. Je nach Lage der Stätte ist auch Mückenspray von Vorteil.
2. Lange Kleidung kann, aber muss man nicht anziehen. Wir haben darauf verzichtet – wir fühlten uns schon mit kurzen Klamotten wie in einer Sauna -, aber auf festes Schuhwerk geachtet. Dies war uns nicht nur wegen der teils rutschigen oder scharfkantigen Steine wichtig, sondern auch wegen des potenziellen herumkreuchenden Getiers. Immerhin befindet man sich dort im Dschungel.
3. Die Mitnahme von Lebensmitteln ist oft verboten, Getränke sind erlaubt. Nehmt euch ausreichend Wasser (mindestens 500 ml pro Person) mit, ihr werdet es brauchen!
4. Seid pünktlich vor Ort. Auch wenn es verlockend ist im Urlaub auszuschlafen, ihr werdet euch ärgern, wenn ihr ab 11 Uhr mit den Touristenmassen über das Gelände geschoben werdet. Viele Anlagen öffnen ab 8, spätestens 9 Uhr. Früh aufstehen lohnt sich!
5. Wenn es sich vermeiden lässt, besucht die Ruinenstätten nicht am Sonntag. Da die meisten Sehenswürdigkeiten in Mexiko sonntags kostenlos sind, nutzen viele Mexikaner dieses Angebot. D.h. zu den Touristenmassen kommen dann auch noch die vielen Einheimischen, sodass die Plätze mehr als üblich überlaufen sind.
6. Es gibt an jeder Mayastätte Guides, die euch in einer ca. 2-stündigen Tour alles zeigen und erklären. Englischsprachige (Einzel-)Führungen gibt es immer und ich habe sogar schon deutschsprachige gesehen. Die Preise liegen meist zwischen 600-800 Peso. Ob man weniger bezahlt, ist wie so oft in Mexiko Verhandlungssache. Ich würde euch empfehlen wenigstens bei einer Stätte einen Führer zu nehmen, da es erstens manchmal kaum erklärende Schilder gibt (z.B. in Chichén Itzá) und sie zweitens vieles besser und anschaulicher erklären können.
Folgende Ruinenstätten sind wegen der Pandemie geschlossen:
– Kabah
– Sayil
– Xlapak
– Labná
Seit Kurzem wieder geöffnet sind:
– Xpuhil
– Calakmul
– Balamkú
Doch genug der Tipps und Hinweise. Hier ist nun die versprochene Auflistung einiger Maya-Stätten, die allesamt während der Pandemie geöffnet waren:
Chichén Itzá: Vermutlich weil sie zu den Weltwundern gehört und es die bekannteste Mayastätte außerhalb Mexikos ist, schröpfte sie auch am stärksten unseren Geldbeutel. Mexikaner bzw. Besitzer einer residence card bezahlen weniger, doch der geneigte Ausländer wird hier mit 480 Peso pro Person (ca. 22 €) zur Kasse gebeten. Die Anlage ist relativ groß und gepflegt, viele Gebäude inklusive der Pyramide dürfen aber nicht mehr betreten werden. Informationstafeln sind äußerst spärlich, Guides hingegen in Hülle und Fülle vorhanden. Sehr nervig sind die vielen Verkäufer, die versuchen ihre Ware lautstark an den Mann bzw. die Frau zu bekommen.
Für die Anfahrt kann beispielsweise Valladolid (ca. 40 min entfernt) oder Mérida (ca. 1,5 h entfernt) genutzt werden oder eines der nahe der Stätte liegenden Hotels. Aufgrund der Flexibilität würde ich allerdings immer zu einer Stadt tendieren, denn die Besichtigung dauert lediglich ca. 3 h und danach sitzt man in einem Hotel mitten im Nichts fest.
Fazit: Ich wollte die Mayastätte gesehen haben, weil sie zu den 7 neuen Weltwundern gehört, aber es gibt weitaus schönere und weniger überlaufende Stätten.

Cóba: Diese Mayastätte, die in 5 Gebäudegruppen unterteilt ist, überrascht mit ihrer Weitläufigkeit. In der Nähe des Eingangs ist eine Gruppe, in der sich zwar eine (zur Zeit nicht begehbare) Pyramide und der Ballsportplatz befinden, doch zu den anderen Gebäudegruppen, u.a. zu der großen Nohoch-Mul-Payramide, muss man gute 2 km durch den Dschungel laufen.
Auch hier ist sonntags der Eintritt für Mexikaner gratis. Der Ausleih eines Fahrrads kostet 60 Pesos. Sowohl von Valladolid als auch von Tulum benötigt man ca. 40 min, um Cóba zu erreichen. An der Straße nach Tulum gibt es mehrere große Läden, die typisch mexikanische Keramiksouvenirs verkaufen.
Fazit: Wir haben die Spaziergänge durch den Dschungel sehr genossen, auch wenn es sich auf dem Rückweg aufgrund der Hitze ganz schön zog. Trotzdem kann ich einen Besuch in Cóba uneingeschränkt empfehlen.

Ek Balam: Flächenmäßig deutlich kleiner als Chichén Itzá hat Ek Balam eine der größten Akropolis (=Hauptpyramide), von der man einen phänomenalen Ausblick über die Umgebung hat. Die Lage ist deutlich dschungeliger und wirkt dadurch authentischer. Die Stätte ist weitaus weniger besucht und Bäume bieten mehr Schutz vor der Mittagshitze.
Der Eintritt ist für ausländische Touristen mit 423 Pesos wieder relativ teuer (Kinder bis 12 Jahre zahlen nur 75 Pesos) und für eine Besichtigung sollte man ca. 1-1,5 h einplanen.
Fazit: Ek Balam war für uns eine echte Überraschung und hat uns deutlich mehr gefallen als Chichén Itza, auch wenn man die größte Pyramide zurzeit nicht besteigen kann.

Pyramidenplattformen von Izamal: Der Zugang zu dieser kaum noch vorhandenen archäologischen Stätte ist gratis. Historisch gesehen ist sie allerdings von großer Bedeutung, da hier gleich an 12 Heiligtümern verschiedenen Gottheiten gedacht wurde, auch wenn kaum noch Überbleibsel vorhanden sind. Dafür hat man vom obersten Punkt einen guten Überblick über Izamal und das naheliegende Konvent.
Fazit: Zentral gelegen ist der Ausblick über die Stadt fast das Einzige (aber Lohnenswerte), was diese Stätte zu bieten hat.

Mayapán: Von Mérida aus ist die kleine Mayastätte in 40 min leicht zu erreichen. Aktuell ist sie einer der Wenigen, in der die Besteigung der Gebäude erlaubt ist. Von der großen Hauptpyramide aus hat man einen sensationellen Ausblick über die gesamte Anlage und den Dschungel Yucatáns. Beschilderungen in englischer und spanischer Sprache sind in großer Vielzahl genauso vorhanden wie die zahlreichen kleinen und großen Echsen.
Fazit: Auch wenn die Anlage sehr klein ist, so fanden wir sie nicht zuletzt wegen der quasi nicht vorhandenen Besucher und der Besteigung der Ruinen sehr interessant.

Muyil: Ungefähr 20 min von Tulum entfernt, befindet sich die kleine unbekannte Mayastätte Muyil. Diese hat einige hübsch angelegte Wege, wobei die Ruinen nur mäßig gut freigelegt sind. Viele befinden sich sich im dichten Dschungel und sind noch mehr oder weniger stark bewachsen. Der Eintritt von 45 Pesos (ca. 2 €) ist vergleichsweise günstig, aber der Rundgang dauert auch nur ca. 30-45 min. Hinter der Anlage gibt es einen Naturweg, auf dem man in 40 min zu einer zum Nationalpark Sian Ka’an gehörenden Lagune wandern kann, wobei man hierfür extra Eintritt zahlen muss (ca. 100 Pesos).
Fazit: Wer eine kleine, menschenleere Stätte besichtigen möchte, ist hier goldrichtig. Ansonsten gehört sie aber nicht unbedingt zu den „Muss man gesehen haben“-Ruinen.

Palenque: Die Mayastätte Palenque in der gleichnamigen Kleinstadt liegt etwas weiter weg von den restlichen Mayaorten und den typischen Touristenhochburgen. Nichtsdestotrotz wird auch sie viel besucht und von vielen Mexikanern als die schönste Mayastätte Mexikos bezeichnet. Der Eintritt ist mit 80 Pesos (ca. 3,50 €) pro Person relativ erschwinglich.
Wegen der aktuellen Pandemie werden zweimal täglich je um 10 Uhr und um 12.30 Uhr maximal 300 Leute eingelassen. Man sollte vorher reservieren und / oder pünktlich vor Ort sein. Außerdem darf man sich nicht mehr frei bewegen, sondern muss wie auch in Uxmal einem gekennzeichneten Rundweg folgen.
Fazit: Dafür, dass wir 5,5 h in der Warteschlange standen und der Rundgang in 45 min erledigt war, würde ich Palenque nicht noch einmal besuchen. Aber ansonsten ist die Anlage ganz nett.

Tulum: Eine eher kleine Anlage ist die archäologische Zone in Tulum. Obwohl es weitaus imposantere, größere und auch besser erhaltene Ruinenstätten gibt, so ist Tulum etwas ganz Besonderes, da sie die einzige Stätte ist, die direkt an der Küste steht. Doch trotz des beständig wehenden Windes war es dort besonders heiß, weil es kaum Bäume gab, die Schatten spenden.
Der Eintritt ist sonntags für Einheimische kostenlos und kostet regulär für ausländische Touristen 80 Pesos (ca. 3,50 €). Als zahlender Tourist sollte man somit Sonntag als Besichtigungstag meiden, da dort besonders viele Mexikaner unterwegs sind. Erklärende Schilder in englisch und spanisch sind ausreichend vorhanden, wobei gefühlsmäßig die meisten Leute sowieso nur daran interessiert sind, sich vor die eine berühmte Ruine zu stellen, um dort für ein Instagramfoto zu posen. Der Vorteil ist, dass dadurch der Rest der Anlage angenehm leer ist.
Fazit: Diese Mayastätte hat aufgrund ihrer einzigartigen Lage einen ganz eigenen Charme und ist allein deswegen ein Besuch wert. Man sollte möglichst früh vor Ort sein, um sowohl den Touristenmassen als auch der heißen Sonne zu entfliehen.

Uxmal: Mit 428 Pesos Eintritt für ausländische Touristen (Mexikaner zahlen 184 Pesos) gehört Uxmal zu den teureren, aber dafür auch größeren Ruinenstätten. Wegen der Pandemie gibt es aktuell einen Einbahn-Rundweg, der nicht an allen Ruinen auf dem Gelände vorbeiführt, aber trotzdem ist die Pyramide des Zauberers, die den Besucher gleich am Eingang begrüßt und majestätisch über den Urwald ragt, äußerst imposant. Diese darf man allerdings leider nicht mehr besteigen.
Fazit: Auch wenn Uxmal nicht unsere Lieblingsstätte war, so war sie doch sehr interessant, zumal hier die Gebäude im Puuc-Stil errichtet wurden.

Unsere Yucatán-Rundreise im Überblick.
Was dir noch fehlt ist der Sueden der Yucatan Halbinsel. Viele schoene Anlagen wie Calacmul als die groeste Anlage uebehaupt, sehr viele Anlagen in der Umgebung von Xpuhil, Kohunlich, Dzibanche-Kinichna,welche ebenfallls offen sind.
Liebe Gruesse aus Bacalar
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Das stimmt, doch als wir dort waren (November 2020) waren deine genannten Anlagen leider geschlossen. Gerade Calacmul hätte mich sehr interessiert, zumal wir dort unten entlang gefahren sind, aber es sollte nicht sein 😦
Bist du gerade im Urlaub in Bacalar oder wohnst du dort?
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