Von Río Lagartos fuhren wir mit einem kleinen Umweg über Izamal nach Mérida, Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán. Neben einem kurzen Stadtrundgang nutzten wir die Kolonialstadt vor allem, um Ausflüge zu den umliegenden Mayastätten Uxmal und Mayapán, einer Sisal-Hacienda und einem Schokomuseum zu machen.

Mérida ist eine der ältesten Städte Mexikos, denn auch die Mayas besiedelten lange Zeit dieses Gebiet und schufen Städte und Handelsrouten. Heutzutage ist diese koloniale Perle nach wie vor das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Yucatáns und lockt Touristen aus aller Welt an. Von den 2 Millionen Einwohnern des Bundesstaates Yucatáns lebt gut die Hälfte in Mérida, weswegen es insbesondere in den Abendstunden entsprechend laut und trubelig in der belebten Innenstadt zugeht: Automassen schieben sich im Feierabendverkehr durch die engen Straßen, auf den Bürgersteigen und großen Plätzen bieten Händler lauthals ihre Waren an, Vogelscharen fliegen kreischend durch die Lüfte und die buntgekleideten Einwohner genießen die letzten Sonnenstrahlen mit musikalischer Untermalung im Freien.
Architektonisch ist eindeutig der spanische Einfluss sichtbar. Viele Häuser sind im Kolonialstil erbaut, doch je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt, desto verfallener sind diese. Allerdings weisen wie in ganz Yucatán alle Häuser Spuren der hohen Luftfeuchtigkeit auf, manche mehr, manche weniger.

Von der Pandemie merkt man in Mérida kaum etwas. Zwar tragen die Leute vorbildlich Mundschutz und es wird auf Abstand geachtet, aber dies wird teilweise so subtil gemacht, dass es kaum auffällt. So wurden zum Beispiel die Parkbänke nicht wie vielerorts in Mexiko üblich mit gelbem Absperrband beklebt, sondern es wurden Blumentöpfe auf die Sitzflächen gestellt. Entweder, um sie komplett zu sperren, oder, um einen automatischen Mindestabstand zum nächsten Sitznachbarn herzustellen.

In Mérida hatten wir leider erstmalig während unseres Mexikoaufenthaltes ein ziemlich negatives Erlebnis. Generell ist es sehr einfach mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen und spätestens, wenn wir erzählen, dass wir in San Luis wohnen, sind sie sehr interessiert und aufgeschlossen. So war es auch dieses Mal als wir mit einem Herren mittleren Alter plauderten. Er erzählte nach einer Weile, dass er auch schon in Schweinfurt gewesen sei und, als wir im von der heute besichtigten Sisal-Hacienda berichteten, dass es ein wundervolles Geschäft mit für die Region typischen Hängematten, sombreros und Kleidung u.a. aus Sisal geben würde. Da mein Mann noch auf der Suche nach einem neuen Hut war, ließen wir uns eine Wegbeschreibung geben und machten uns auf den Weg dorthin.
Als wir bei dem Geschäft ankamen, merkten wir bereits, dass die Verkäufer uns erwarteten. Sie stürzten auf uns zu, überfielen uns quasi mit ihren Angeboten und boten den Kindern Stühle an, damit wir Eltern „weiter hinten im Laden“ in Ruhe schauen könnten. Das machte uns leicht stutzig und behielten die Kinder natürlich dicht bei uns, doch spätestens als sie anfingen die Ladentüren verschließen zu wollen, damit wir „unsere Ruhe haben“, verließen wir das Geschäft fluchtartig.
Im Nachhinein war es ziemlich offensichtlich, dass der Herr, der uns auf dem großen Platz angesprochen hatte, keineswegs nur ein Passant, sondern ein Mittelsmann war, der subtil Waren anbot. Er zeigte sehr sehr große Geduld bei der Wegbeschreibung, die wir nicht auf Anhieb verstanden – die Beschreibung war ehrlich gesagt grottenschlecht und nach dem Motto „In zwei Querstraßen, also von hier aus gesehen eigentlich in drei, müssen Sie nach links abbiegen und wenn Sie dann rechts abgebogen sind, sehen Sie ein blaues Haus, in dessen Nähe das Geschäft ist“ – und als ich mich auf dem Weg dorthin einmal umdrehte, sah ich den Herren uns in einiger Entfernung folgen. Eigentlich hätten wir schon an diesem Punkt kehrtmachen sollen, aber man lernt ja aus seinen Erlebnissen. Ob die Verkäufer uns in dem Laden wirklich etwas Böses oder nur sehr aggressiv verkaufen wollten, wissen wir natürlich nicht, aber wir hatten auch wenig Lust, das herauszufinden.
Trotz dieses Schreckmoments wurden wir noch in einem der vielen Kunsthandwerksläden, die es rund um den großen Platz Plaza Principal de Mérida gibt, fündig und kauften uns dort endlich eine kleine Catrina. Wir waren schon seit 2 Jahren auf der Suche nach einer passenden Figur, die in unsere kleine Mexiko-Erinnerungsecke kommen sollte, doch bisher hatten wir nur welche aus Pappe / Zeitungspapier gesehen, die uns nicht langlebig genug erschienen. In dem Geschäft Mercado Principal y Taller de Arte Maya gab es neben bunten Hängematten, Hüten und anderem Kunstwerken eine riesige Auswahl an Porzellan-Catrinas in allen möglichen Größen und in den verschiedensten Positionen. Zum Thema Catrina findet ihr in meinem Blogbeitrag Día de muertos mehr Infos.

Oben links: Sogar lebensgroße Catrinas wurden dort verkauft
Unten links / rechts: typisch yucatanische Hängematten
Abends gibt es vielerorts die Möglichkeit musikalischen Veranstaltungen beizuwohnen. Im Parque de Santa Lucía findet jeden Donnerstag ein Folklore-Tanzevent statt und Samstag und Sonntag werden ab 20 / 21 Uhr vor der Kathedrale am Plaza Principal de Mérida Tänze in traditioneller Mayatracht aufgeführt. Letzteres konnten wir uns anschauen und waren begeistert. Die Kathedrale wird währenddessen kunstvoll beleuchtet, die Musik ist mexikanisch mitreißend und die Tänze fröhlich, bunt und laut.

Paseo de Montejo
Die bekannteste Straße, die auch gerne als das Herz Méridas bezeichnet wird, ist der Boulevard Paseo de Montejo. Dort findet man leicht den architektonischen europäischen Einfluss, was wenig verwunderlich ist, da bei der Erbauung die berühmte Pariser Champs-Élysées als Vorbild diente. Tatsächlich hatten auch wir den Eindruck als würden wir uns in Europa befinden: Die endlose Allee wurde gesäumt von alten, herrschaftlich anmutenden Villen, den begrünten Mittelstreifen zierten hübsche Laternen und in vielen restaurierten Häusern befanden sich wahlweise gemütlich-moderne Cafés oder kleine, teure Boutiquen.

Ein weiterer Hingucker ist das Monumento a la Patria, das sich mitten auf dem Boulevard befindet. Auf der Ringmauer dieses knapp 70 Jahre alten Monuments wird die Geschichte Mexikos von der Gründung Tenochtitláns bis hinein ins frühe 20. Jahrhundert bildlich dargestellt, wobei die Friesen im Maya-Stil hergestellt wurden.

Doch das größte Highlight für uns alle war dieser kleine rote Kasten am Rand der Straße: ein echter Briefkasten! Dazu muss man wissen, dass es in Mexiko so gut wie keine Briefkästen gibt und man somit seine Briefe immer zur Post bringen muss. Umso überraschter waren wir als wir plötzlich vor diesem Exemplar standen, das in Form und Farbe eher an den typischen britischen Doppeldeckerbus als an einen mexikanischen Briefkasten denken lässt.

Unsere Yucatán-Rundreise im Überblick.
Übernachtung
In Mérida übernachteten wir im Hotel María del Carmen, welches unweit vom Zentrum liegt. Die Ausstattung ist einfach, aber sauber und es gibt sowohl einen Pool als auch Frühstück.

Restaurant
Gegessen haben wir in dem, für mexikanische Verhältnisse, teuren, aber sehr leckerem Restaurant La Recova Santa Lucía. Die Kellner waren sehr zuvorkommend, der Außenbereich wunderbar dekoriert und das Essen fantastisch. Was will man mehr?! Als Vorspeise bekamen wir übrigens chapulines (= Heuschrecken) frei Haus, doch ich kann ihnen nach wie vor wenig abgewinnen. Irgendwie schmecken sie einfach nur knusprig und sonst nach nichts.

Frühstück gab es für uns in einem der zahlreichen Cafés auf dem Paseo de Montejo, im Márago Coffee. Die obligatorischen Chilaquiles waren genauso schmackhaft wie die anderen, eher europäischen Gerichte und die liebevoll verzierten heißen Schokoladen.

5 Kommentare zu „Mérida – das Tor zur Mayawelt“