Von Valladolid aus fuhren wir mit einem Zwischenstop an der Ruinenstätte Ek Balam für 2 Nächte nach Río Lagartos, um uns einerseits Flamingos in ihrer natürlichen Umgebung und andererseits die weltberühmten rosafarbenen Lagunen von Las Coloradas anzusehen. Normalerweise dauert die Fahrt nur ca. 1,5 h, doch da die Hauptverbindung dank des Hurrikans Eta, der vor ein paar Tagen dort entlang zog, bis zu einem Meter unter Wasser stand, mussten wir einen Umweg nehmen, der uns einen Abstecher nach San Felipe bescherte.

San Felipe ist ein mexikanisches Fischerdorf mit typisch bunten Häusern in untypischer Holzbauweise. Mal abgesehen von der Farbenpracht erinnerten mich die Häuser eher an die Blockhütten der skandinavischen Länder – naja, was heißt erinnern. Da ich noch nie dort war, trifft vorstellen es besser – und passten irgendwie nicht zu der restlichen Umgebung. Hübsch anzuschauen war es aber trotzdem.

Das kleine Dörfchen Río Lagartos erinnerte mich vom ersten Moment an an Puerto San Carlos, ein ebenfalls etwas heruntergekommenes Fischerdorf. Die Häuser waren teils baufällig, teils von der in Yucatán herrschenden Feuchtigkeit gezeichnet, die Strandpromenade ziemlich verwahrlost und die Straßen größtenteils verwaist. Vielleicht tue ich dem Städtchen unrecht und es lag am Hurrikan, der Pandemie und den ausbleibenden Touristen, aber vielleicht sieht es dort auch immer so aus.

Letztendlich war das Dörfchen aber auch nebensächlich, da wir vor allem wegen der Natur herkamen. In der vorgelagerten Lagune Río Lagartos‘ sind ganzjährig riesige Kolonien von Flamingos zu sehen, wobei im April und Mai mit ca. 20.000 die meisten Flamingos und ab Juni die ersten grauen Flamingobabys zu beobachten sind. Des Weiteren gibt es in diesem Gebiet über 350 verschiedene Vogelarten und Krokodile.
Wir mieteten uns ein Boot mitsamt Führer und fuhren bereits morgens um 8 Uhr los. Einen Tourenanbieter zu finden ist übrigens nicht schwer, da sie ziemlich offensiv Werbung machen. Mir ist das ehrlich gesagt immer etwas zu viel, da meistens ein freundliches Nein nicht reicht, aber man gewöhnt sich (leider) an alles.
Unser Führer war sehr nett, ließ sich Zeit, erklärte viel zur umliegenden Flora und Fauna – ok, man darf nicht alles für bare Münze nehmen – und richtete sich nach unseren persönlichen Wünschen. Wir verbrachten z.B. lieber mehr Zeit bei den Flamingos als bei den Krokodilen, deren Gebiet ich so schnell wie möglich hinter mir lassen wollte. Zunächst beobachteten wir in Hafennähe verschiedene Vogelarten und sahen ihnen beim fliegen, tauchen, sich putzen, schlafen und fressen zu. Insbesondere an den Pelikanen konnten wir uns kaum sattsehen.


Von dort aus ging es tiefer in die Lagune hinein bis wir eine geschützte Bucht erreichten, in der sich gut 40-50 Flamingos aufhielten. Da das Wasser reich an Krebstieren ist, hatten alle Flamingos einen wunderschönen kräftigen lachsfarbenen Ton. Ohne Motor ließen wir uns eine Weile auf dem Wasser schaukeln, sodass wir sogar relativ nah an die Flamingos herankamen. Zwei, drei Anführer (?) passten jedoch auf die gesamte Kolonie auf, indem sie äußerst laute Klackgeräusche mit ihrem Schnabel machten, sobald wir ihnen zu nah waren. Dann liefen alle Flamingos langsam in die entgegengesetzte Richtung, wobei es von der Bewegung her so aussah als würden sie Schlittschuhlaufen. Nur unter Wasser und sehr grazil.


Der nächste Programmpunkt war die Fahrt in Richtung der Krokodilgebiete, wo das Wasser bedingt durch die Mangroven dunkelrot schimmerte. Obwohl wir durch das Gebiet nur durchfuhren – wir hatten wenig Lust auf Krokodile, denn die hatten wir bereits in San Blas aus nächster Nähe und in freier Wildbahn beobachten können -, sahen wir tatsächlich ein kleines Krokodil, das sich im Schatten ausruhte.

Statt der Krokodile widmeten wir uns lieber der Beobachtung eines Krabbenbussards, der erfolgreich auf Fischjagd war.

Zuletzt fuhr uns unser Bootsführer noch in eine Bucht, in der sich angeblich schon die Mayas ihren heilenden Schlamm geholt und ihren Körper damit beschmiert haben. Nebenbei erzählte er uns, dass auch dort Krokodile leben würden und es nicht ganz ungefährlich sein würde, sich den Schlamm zu holen, er es aber trotzdem für uns tun würde. Nach dieser Ankündigung war uns nicht mehr ganz wohl, aber wer weiss, was davon stimmte.
Der Schlamm stank bestialisch, aber nachdem unser Führer sein Leben so todesmutig aufs Spiel gesetzt hatte, schmierten wir uns brav damit ein. Zum Schluss fuhren wir an einen kleinen Strand, um den Schlamm wieder abzuwaschen, denn so konnten wir kaum ins Hotel zurückkehren.

Fazit: Der Ausflug nach Río Lagartos hatte sich definitiv gelohnt. Außer der Bootstour gibt es dort zwar nichts weiter zu tun, aber die Beobachtung der Flamingos und anderen Tiere war sehr interessant und lehrreich.
Unsere Yucatán-Rundreise im Überblick.
Übernachtung
Das Hotel Rio Lagartos, welches direkt an der Bucht liegt, war sehr nett und hatte einen hübschen Außenbereich, der vor allem am Abend sehr schön zur Geltung kam. Die Zimmer waren geräumig und sauber und das Bad modern. Lediglich das Hotelrestaurant war gelinde gesagt eine Katastrophe und nicht zu empfehlen.

Restaurant
Das einzig vernünftige und / oder geöffnete Restaurant weit und breit war das Maleconcito Gourmet direkt an der Strandpromenade. Das Essen war lecker und verhältnismäßig günstig und es gab einen nett gestalteten Außenbereich.

6 Kommentare zu „Río Lagartos – Brutstätte der Flamingos“