Von Matanchén aus fährt man ca. 10 min nach San Blas. Dieses kleine Fischerdörfchen ist sozusagen die Endstation, denn dahinter kommt nur noch der Dschungel. In meinem Reiseführer las ich, dass San Blas ein malerisches Fischerdörfchen sei, doch während der zwei Male, die wir durch das Dörfchen fuhren, fragte ich mich, wo der Autor seine Augen hatte?!

In meinen Augen ist San Blas eher ein typisches kleines mexikanisches Dorf, was mit einigen wenigen Ausnahmen größtenteils ärmlich aussieht. Ich weiss nicht, woran es lag, aber dort fühlte ich mich auch leicht unwohl. Vielleicht, weil relativ wenig Leute unterwegs waren, vielleicht, weil wir die einzigen Touristen waren und die blonden Haare meiner Kinder deutlich herausstachen. Dem geschuldet versuchte ich nur für Fotos oder für unseren Einkauf aus dem Auto auszusteigen.

Der Hafen von San Blas wirkt auf Fotos tatsächlich malerisch und selbst die alten Kähne sehen gut aus. In Realität herrschte dort aber eine bedrückende, fast schon unheimliche Atmosphäre. Nur frühmorgens, wenn die Fischer mit ihrem Fang heimkehren, herrscht dort ein fröhliches, lautes, buntes Treiben. Den morgendlichen Fischmarkt, auf dem man z.B. frische Garnelen und regionalen Fisch für sehr kleines Geld erstehen kann, kann ich nur empfehlen.

Auch in San Blas gibt es kaum Sehenswürdigkeiten und die wenigen vorhandenen, wie z.B. der zócalo (= zentraler Platz einer mexikanischen Stadt) oder La Contaduria, Ruinen des ehemaligen Forts in den Hügeln von San Basilio, hatten wegen Covid-19 geschlossen.
Was ich immer wieder aufs Neue faszinierend finde, ist der Umgang der Mexikaner mit dem Tod. In San Blas wurden zum Beispiel die Außenmauern des lokalen Panteons mit den Hauptfiguren aus dem Disney-Film Coco bunt angestrichen. Das wäre in Deutschland undenkbar, wo die Farben im Allgemeinen eher trist und dunkel sind, eben dem traurigen Ereignis entsprechend. Doch je länger wir hier wohnen, frage ich mich, ob dieser bunte und lockere Umgang nicht erstrebenswert wäre. Vermutlich liegt das Ideal irgendwo in der Mitte.

Kurz hinter dem Ortsausgangsschild von San Blas gibt es den Bootslandeplatz El Conchal von dem aus man an einer geführten Tour durch die Mangroven teilnehmen kann. Da es dort jedoch viele, viele und vor allem große Krokodile gibt und die Boote ziemlich klein und altersschwach aussahen, verzichtete ich dankend. Ich wollte gerne noch ein bisschen länger leben.
Entlang der Straße Richtung Matanchén kamen wir an einer Aussichtsplattform, die direkt an der Straße liegt, vorbei. Neugierig geworden, was es dort wohl zu sehen gäbe, hielten wir an. Wir fanden eine Art See mit vielen Vögeln vor, die auf der anderen Seite in den Bäumen nisteten, und wir hatten einen wunderbaren Ausblick auf die dahinterliegenden Berge.

Während ich begeistert die umliegende Landschaft fotografierte und versuchte einen der Vögel näher vor die Linse zu bekommen, tippte mir mein Mann auf die Schulter und meinte „Anstatt in die Ferne zu sehen, solltest du lieber zu deinen Füßen schauen.“. Er hatte Recht. Direkt zu unseren Füßen befanden sich 10-15 große Krokodile, die lediglich durch einen dünnen Maschendrahtzaun von uns getrennt waren. Auf der einen Seite war es zwar interessant so viele von ihnen in freier Natur zu betrachten, auf der anderen Seite kann ich diesen Tieren leider überhaupt nichts abgewinnen. Außer vielleicht einem Albtraum.
Nichtsdestotrotz stimmte es mich sehr traurig zu sehen, dass auch die Krokodile mit einem der größten Probleme Mexikos zu kämpfen haben: dem Müll. Vielen Mexikanern fehlt ein Gespür für ihre Umwelt und den Naturschutz und so wird oft bei einem Tagesausflug der anfallende Müll einfach an Ort und Stelle liegen gelassen. Teilweise wird der Müll wie hier sogar absichtlich auf die Tiere geworfen, um sie dazu zu bringen, sich zu bewegen. Das schockt mich jedes Mal aufs Neue und ist einfach inakzeptabel. Immerhin wird in der Schule ab der 1.Klasse viel über das Thema Müll und Umweltverschmutzung geredet, sodass man hoffen kann, dass die nächste Generation es besser macht.

Nach einer Weile meinte wieder mein Mann „Vielleicht solltest du gar nicht nach vorne schauen, sondern lieber nach hinten und aufpassen, dass kein Krokodil kommt.“. Was wir auf den ersten Blick nicht bemerkt hatten, war, dass es zwar vor uns einen Zaun gab, dieser aber nach ein paar Metern aufhörte und so die Krokodile ganz einfach auf die Plattform kommen konnten. Nicht sonderlich vertrauenserweckend, aber dafür typisch mexikanisch.

In unserem Ferienhaus entdeckte ich nach ein paar Tagen dieses ausgestopfte Babykrokodil. Wieder etwas, was in Deutschland nicht möglich wäre.

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