Ferien daheim

Die Osterferien verbrachten wir gezwungenermaßen daheim. Für uns, die wir sonst jede Ferien für ausgiebige Reisen durchs Land nutzten, ein erstes Mal in Mexiko. Wie in vielen Teilen der Welt ist auch in Mexiko zur Zeit vieles geschlossen, d.h. Ausflüge in Parks, Museen, Restaurants oder andere Orte fielen aus. Dennoch versuchten wir für die Kinder ein paar Highlights zu schaffen.

Für große Begeisterung sorgte das nächtliche Campieren im Garten. Hierfür kam das vor vielen Jahren gekaufte 2-Mann-Zelt erstmalig zum Einsatz. Die Kinder hatten zwar in den letzten Monaten immer mal wieder gefragt, ob sie im Garten zelten dürften, aber wegen eventueller nächtlicher Besucher in Form von Schlangen und Skorpionen hatte ich diese Bitte bisher abgelehnt. Nach langem Hin und Her stimmte ich dem Zelten aber dieses Mal zu, nicht zuletzt, weil wir in all den Monaten außer Kakerlaken keine unerwünschten Tiere sahen und ich Laila als Aufpasser im Garten schlafen lassen wollte. Letzteres funktionierte zwar nicht, weil unser kleiner Angsthase auch lieber im als vor dem Zelt schlafen wollte, aber zum Glück überstanden die Kinder ihre Übernachtungen im Garten auch ohne Wächter ohne großartige Zwischenfälle.

Dieses 2-Mann-Zelt reichte für die 3 Kinder bequem aus.

Eigentlich hatten wir uns schon darauf gefreut, uns in den Osterferien in Yucatán die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und Maya-Stätten zu besichtigen. Da das nun ausfiel, bauten sich die Kinder ihre eigene kleine Strandlandschaft im Garten auf inklusive Strandmuschel, Liegestühlen, Sonnenschirm und Planschbecken. Mit 35 Grad im Schatten war es dafür glücklicherweise auch heiß genug.

Da schon seit langem nicht nur Restaurants und Einkaufszentren, sondern auch Parks geschlossen sind, fuhren wir zum Spazieren gehen zu zwei verschiedenen Staudämmen. Davon gibt es in mehrere rings um San Luis Potosí und da auch der Wolfsstaudamm inzwischen gesperrt war, wählten wir zunächst den Staudamm El Peaje aus. An diesem waren wir auf dem Weg nach Guadalajara schon öfters vorbeigekommen und hatten dementsprechend den großen Stausee noch gut in Erinnerung.

Umso erschrockener waren wir bei unserer Ankunft. Der große Stausee, der sich sonst zwischen den Bergen erstreckt, war zu einer vergleichsweise kleinen Pfütze zusammengeschmolzen und der Boden war an vielen Stellen knochentrocken und rissig. Leider war das gesamte Gebiet auch über und über mit Müll bedeckt und als Laila an einer Stelle wie in einem Moor bis zum Bauch einsank und nur mit Mühe wieder herauskam, brachen wir unseren Spaziergang ab und machten uns wieder auf den Heimweg.

Der fast ausgetrocknete Stausee am Staudamm El Peaje.

Die Trockenheit, von der wir schon in den Nachrichten hörten, mit eigenen Augen zu sehen, war wirklich erschreckend. Bereits letztes Jahr waren die Auswirkungen in der Landwirtschaft, aber auch im Alltag zu spüren. In San Luis gab es wegen der wenigen Regenfälle und großen Hitze eine Wasserknappheit, weswegen auch die Privathaushalte weniger Wasser zur Verfügung hatten. Hierbei wurden wir mal wieder aus unserer Komfortzone gerissen, denn aus Deutschland ist man es gewohnt, den Wasserhahn aufdrehen zu können und eine beliebig große Wassermenge zu empfangen. Wenn jedoch aus dem Wasserhahn plötzlich über mehrere Tage nur noch ein Rinnsal fließt, lernt man diese Selbstverständlichkeit und auch das Wasser an sich ganz anders zu schätzen.

Den Weg zum zweiten Stausee, der von San Luis ca. 45 min entfernt liegt, hätten wir uns sparen können, denn mittlerweile waren auch sämtliche Staudämme geschlossen. Immerhin erkundeten wir dadurch ein paar bisher unbekannte Dörfer in der Umgebung und entdeckten den kleinen Wasserpark Woow, der ähnlich einem Spaßbad ist. Diesem werden wir, sobald er wieder geöffnet hat, definitiv einen Besuch abstatten.

In Mexiko gibt es viele solcher hübsch angemalten Häuser.

Mit unserem deutschen Besuch machte ich einen kleinen Bummel durch die Innenstadt von San Luis Potosí. Normalerweise holt man sich vor allem am Wochenende eine Abgasvergiftung, weil die kleinen Einbahnstraßen im Zentrum zugestaut sind mit Autos, von denen man nicht wissen möchte, womit sie tanken. Dank Corona waren kaum Autos und noch weniger Leute unterwegs. Einige Tage später wurden aber auch alle großen Plätze in der Innenstadt gesperrt.

Da einem inzwischen alle Möglichkeiten eines Spaziergangs genommen wurden – auf Mexikos Straßen spazieren zu gehen, wo es wenig Bäume, dafür umso mehr Sonne, Leute, Schlaglöcher und Abfall gibt, macht wenig Freude – fuhr ich mit unserem Besuch in den Golfclub. Auf mehrere privadas aufgeteilt gibt es dort neben den Golfplätzen auch einsame Spazierwege, imposante Häuser und eine phänomenale Aussicht. Auch wenn ich wegen der Kinder froh bin, dort nicht zu wohnen, finde ich es dort landschaftlich gesehen sehr schön und ab und zu ist es sehr befreiend in einem wirklich grünen Park spazieren zu gehen.

San Luis Landschaft ist im Allgemeinen mehr braun und beige und das Grün ist eher ausgewaschen und hell. Vielleicht wirkt es auch nur so, weil die gesamte Umgebung sehr staubig ist und sich der feine Sand auf den Pflanzen niederlässt. Trotzdem vermisse ich ab und zu ein schönes kräftiges Grün wie wir es aus Deutschland kennen und der Golfclub kommt dem farbenmäßig am nächsten.

Nachtrag 23.04.2020:

Heute früh hatten wir kein Wasser mehr, sodass ein Wassertankwagen kommen und uns unseren Wassertank unterm Carport auffüllen musste. Die Menge wird für ca. 3-4 Tage reichen und wir müssen hoffen, dass bis dahin wieder automatisch Wasser von den Stadtwerken geschickt wird. Aufgrund der Wasserknappheit richten wir uns aber darauf ein, dass wir in den nächsten Wochen wieder sehr sparsam mit Wasser umgehen dürfen. Bei der aktuellen Hitze überlegen zu müssen, ob man heute oder doch lieber erst morgen duschen geht, ist äußerst unschön.

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