Washington D.C. bei Regen

Auch hier gilt wieder: Natürlich kann man all die folgenden Dinge sowohl bei Regen als auch bei Sonnenschein tun, doch wie vermutlich die meisten Leute, so nutzen auch wir Outdooraktivitäten bevorzugt bei trockenem und Indooraktivitäten bei feuchtem Wetter.

Der Vorteil an Washington: Es gibt so viel zu erleben und entdecken, dass wahrlich für jedes Wetter genug dabei ist. Ganz vorne mit dabei sind die vielfältigen Museen, die dank der Smithsonian Stiftung größtenteils kostenlos sind. Hier gibt es eine Übersicht über alle dazugehörigen 21 Museen und den Zoo. An Feiertagen, Wochenenden und in den Ferien sollte man allerdings frühzeitig Tickets für das gewünschte Datum inklusive Zeitslot reservieren – ja, die Tickets braucht man, auch wenn es kostenlos ist -, da in dieser Zeit der Andrang größer ist als die verfügbaren Tickets. Wir hatten das leider erst kurz vorher erfahren und konnten z.B. fünf Tage vor Ankunft keine Tickets mehr für das beliebte Luft- und Raumfahrtmuseum (Air and Space Museum) ergattern.

Auch wenn uns das etwas ärgerte: Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben! Beim nächsten Ausflug nach Washington sind wir schlauer und reservieren frühzeitig. Die im folgenden angegeben Eintrittspreise sind für 5 Leute. Dieses Mal waren wir in den folgenden Museen:

Afroamerikanisches Museum (African American Museum)

Eintrittspreis: 0 $

Das Afroamerikanische Museum besuchten wir spontan. Beim ersten Mal, um noch die Zeit bis zu unserer gebuchten Eintrittszeit beim Obelisken zu überbrücken, und beim zweiten Mal, um uns noch die verpassten Ausstellungen angucken zu können.

In diesem Museum gibt es pro Stockwerk ein anderes Thema. Mal sind es schwarze berühmte Persönlichkeiten, mal die traditionelle Kleidung für sämtliche Anlässe und mal die Sklaverei. Besonders interessant war die Geschichte der Schwarzen in den USA inklusive der Verschleppung, Versklavung und Befreiung. Diese Ausstellung befindet sich im Untergeschoss des Museums, doch bis wir bei unserem ersten Besuch dort ankamen, war unsere Zeit schon um und wir mussten zu unserem reservierten Zeitslot im Washington Monument. Bei unserem zweiten Besuch wollten wir die verpasste Ausstellung nachholen, doch da es vor dem Eingang trotz Tickets eine 70-minütige Warteschlange gab – frühe Zeitslots lohnen sich also doch – verzichteten wir dankend darauf und gingen stattdessen ins Naturkundemuseum.

Impressionen aus dem Afroamerikanischen Museum

Naturkundemuseum (Natural History Museum)

Eintrittspreis: 0 $

Für das Naturkundemuseum hatten wir uns ebenfalls recht spontan entschlossen und hatten keinerlei Probleme Tickets zu bekommen. Obwohl wir uns gut 4 Stunden dort aufhielten, sahen wir aufgrund der Größe längst nicht alles.

Das Naturkundemuseum ist eigentlich nichts besonderes bzw. wie eben Naturkundemuseen so sind. Wir fanden es trotzdem sehr schön und waren gerne dort, weil man ja doch immer wieder etwas Neues lernt. Für uns neu war tatsächlich die Juwelenabteilung, in der man neben zahlreichen anderen Schätzen auch den Hope-Diamond, der eine interessante Geschichte hat und das Vorbild für den Schmuck aus dem Film Titanic war, finden konnte. Zusätzlich zu den üblichen Tier- /Evolutionsausstellungen gab es außerdem noch Edelsteine, ein Schmetterlingshaus und vieles mehr zu bewundern. Das Museum kann ich jedem und insbesondere Familien mit Kindern nur empfehlen.

Impressionen des Naturkundemuseums. Mitte unten: Der Hope-Diamant

Fun Fact: Anscheinend sind abschließbare Spinds, bei denen man am Ende die Münze, die man anfangs in den Spind gesteckt hat, wiederbekommt, nicht sonderlich bekannt in den USA. Während wir fachmännisch zwei Spinds mit unseren Rucksäcken, Jacken und je einer Münze bestückten, wurden wir mehrmals angesprochen wie man denn „diese Kästen“ bedient. Ehrlich gesagt hatte ich bis dato noch gar nicht darauf geachtet, ob und in welcher Vielzahl es Spinds in Museen usw. gibt, da sie in Deutschland ja gang und gäbe sind. Bei unserer Rückkehr erzählte ich den Kindern, dass ich in meiner Kindheit im Schwimmbad immer die offenen Spinds auf zurückgelassene Münzen überprüft habe. Prompt durchsuchten sie alle Spinds und kamen mit 6 (!) Münzen zurück. Das waren immerhin 1,50 $ und das von gerade mal 25 Spinds.

Obelisk (Washington Monument)

Eintrittspreis: 5 $

Der Obelisk zählt zu den Nationalparks und ist mit seinem Eintrittspreis von 1 $ /Person im Vergleich zu den Smithsonian Museen regelrecht teuer. Eigentlich ist auch hier der Eintritt kostenlos, aber wenn man die Tickets vorher reserviert – das ist frühestens 30 Tage vor dem gewünschten Datum möglich -, dann gibt es eine Servicegebühr von 1 $.

Mit seinen knapp 170 m bietet das Washington Monument einen hervorragenden Ausblick über Downtown und die nahegelegenen Sehenswürdigkeiten. Mich hat es total erstaunt zu sehen wie grün die Stadt eigentlich ist, denn das bekommt man beim Schlendern durch die Straßen gar nicht wirklich mit. Ebenso spannend wie die Aussicht ist auch die kleine Ausstellung innerhalb des Obelisken. Dort erfährt man viel über den Bau des Monumentes – größtenteils von privaten Bürgern und Vereinen – und erfährt anhand kleiner Modelle allerlei über die Struktur und Materialien. So zeigen z.B. auch Nachbildungen die Steine, die andere (Bundes-)Staaten für den Bau des Obelisken beigesteuert haben inklusive Gravur. Die Kinder hatten ihre helle Freude daran sowohl South Carolina als auch Deutschland und Mexiko zu suchen und zu finden. Bei der Fahrt nach unten wurde die Milchglastür des Fahrstuhls einige Male durchsichtig, sodass man die Innenstruktur des beleuchteten Obelisken und exakt diese Steine, nur dieses Mal im Original, bewundern konnte.

Unten links: Viel Platz ist im Innern des Obelisken nicht. Oben Mitte: Nachbildung der Aluminiumspitze
Oben rechts: Nachbildung der gravierten Einzelsteine

Des Weiteren besuchten wir noch das National Geographic Museum und das Spionagemuseum (SPY Museum), die jedoch beide nicht zur Smithsonian Stiftung gehören.

National Geographic Museum

Eintrittspreis: 84 $

Vom National Geographic Museum haben wir aufgrund der Zeitschriften, die wir viele Jahre lang jeden Monat begeistert gelesen haben, viel erwartet und wurden sehr enttäuscht. Das Museum hat eine große Wanderausstellung – im November 2022 ging es um Tutanchamun -, die mit allem technischen Schnickschnack aufwartete und dank zahlreicher Interaktionen auch für Kinder lehrreich und interessant ist. Doch obwohl sie auch viel über das Außenrum (allgemein über das alte Ägypten, Prozess des Mumifizierens usw.) informierte, war man nach spätestens 1,5 h durch. Da wir das meiste dank der lehrreichen CDs der Kinder, die wir uns immer auf den stundenlangen Autofahrten anhören dürfen, schon wussten, war es für uns leider etwas Zeitverschwendung.

Wanderausstellung Tutanchamun

Die wirkliche Enttäuschung kam allerdings erst nach der Wanderausstellung als wir auf der Suche nach der „richtigen“ Ausstellung waren. Nach einigem Herumgeirre fanden wir endlich den Weg zur Dauerausstellung, nur um dort festzustellen, dass diese lediglich aus einem kleinen Flur mit  alten Requisiten und Fotos ehemaliger Explorer von National Geographic bestand. Dazu konnte man sich noch in einen halbstündigen Film über Grabkammern und Ausgrabungen setzen und das war’s.

Mitte: Hier ist eine von den beiden Wänden der Dauerausstellung vollständig zu sehen. Da sieht man sehr gut, wie mini dieser Bereich ist.

Fazit: Ja, vielleicht war unsere Erwartungshaltung aufgrund des Eintrittspreises und der Zeitschriften zu hoch, aber so oder so kann ich das Museum aufgrund des Preis-Leistungsverhältnisses nicht empfehlen.

Spionagemuseum (SPY Museum)

Eintrittspreis: 150 $

Das SPY Museum schlug mit insgesamt 150 $ ebenfalls ordentlich zu Buche. Unter normalen Umständen wären wir für den Preis wohl eher nicht in das Museum gegangen, aber da mein Mann Geburtstag hatte und das sowohl für uns Erwachsene als auch die Kinder interessant klang, entschieden wir uns kurzfristig doch dazu. Beim Preis kann man übrigens noch etwas sparen, wenn man die Tickets früher bucht, denn je früher man bucht, desto geringer ist der Eintrittspreis.

An sich ist das Museum sehr interessant mit vielerlei Fakten über ehemalige Spione, deren Leben, Missionen, Requisiten und deren (des Öfteren gewaltsamen) Tod. Für Interaktion sorgte der anfangs ausgeteilte Spionausweis, mit dem jeder Besucher eine Identität und Aufgabe bekam. In jedem Ausstellungsbereich konnte (aber musste man nicht) eine Aufgabe lösen und seine Spionagefähigkeiten verbessern. Doch trotz dessen und obwohl es sowohl am Anfang ein „Schnitzeljagd“-Heft für Kinder als auch später in dem Museum selbst immer wieder kindgerechte Spiele und Aufbauten gab, so ist es doch eher weniger für Kinder unter ca. 12 Jahren geeignet. Zu viel Text, zu viel (unbekannte) Geschichte großer und kleiner Nationen, zu eintönig. Zumindest für junge Kinder.

Impressionen SPY Museum

Wir waren ca. 3,5 Stunden im Museum und wir Großen hätten gerne mehr Zeit dort verbracht, um uns ausführlicher mit den Informationen und verschiedenen Ausstellungsbereichen zu befassen, doch nicht zuletzt wegen dieses Schnitzeljagdheftchens drängelten die beiden Kleinen immer wieder zum Weitergehen. Ob ich es empfehlen würde? Ich weiss es nicht genau. Jedenfalls nicht Familien mit kleinen Kindern und ansonsten eher nur Leuten, die auch an der Geschichte der Spionage interessiert sind, denn das nimmt einen großen Teil des Museums ein.

Kapitol

Eintrittspreis: 0 $

Natürlich durfte auch nicht der Besuch des Kapitols, das politische Herz der USA, fehlen. Die Führung, die sowohl durch alte, ehrwürdige Hallen als auch durch die Rotunde ging, dauerte ca. 1,5 h. Aufgrund der vielen geführten Gruppen ist es zwar teilweise etwas laut und wuselig, aber die Guides geben einem sehr interessante Infos zu den verschiedenen Gemälden, Politikern und geschichtlichen Hintergründen.

Vor / Nach der Führung kann man noch die kleine Ausstellung rund um das Kapitol besuchen. Besonders interessant sind hier die Modelle, die einem einen Einblick in die Architektur des Gebäudes geben.

Oben links: Rotunde
Oben rechts: Eins der vielen Modelle in der kleinen Ausstellung.
Unten rechts: Supreme Court Chamber 1810-1860

Hier kann man kostenlos den gewünschten Timeslot buchen.

Library of Congress

Eintrittspreis: 0 $

Äußerst beeindruckend ist auch die Library of Congress mit ihren über 800 Meilen (ca. 1300 km) Bücherregalen. Allein die schiere Anzahl lässt das Herz eines jeden Bücherwurms höher schlagen und die Einrichtung tut noch ihr Übriges: Im Vorraum bemalte Decken und Wände zwischen marmornen Säulen und prachtvollen Skulpturen und in der Bibliothek selbst hölzerne Pulte, verzierte Wände und eine kunstvoll bemalte Kuppel. Eine Führung gibt es hier nicht und man kann auch nur von oben in die Bibliothek hineinschauen, aber es lohnt sich trotzdem, diese 10-15 Minuten zu investieren.

Impressionen Library of Congress
Oben rechts: Von oben und hinter einer Scheibe stehend darf man einen kurzen Blick in die Bibliothek werfen.

Aufgrund der Nähe zum Kapitol lohnt es sich, die Besichtigung dieser beiden Sehenswürdigkeiten zeitlich miteinander zu verbinden, wobei zwischen den beiden reservierten Timeslots ca. 2 h liegen sollten, wenn das Kapitol zuerst besichtigt wird (z.B. 14 Uhr Kapitol und 16 Uhr Bibliothek). Hier kann man die Tickets für die Bibliothek für den gewünschten Timeslot reservieren.

U-Bahn

Obwohl wir das meiste fußläufig erkundet haben – mit dem Auto durch Washington zu fahren macht mit der Parkplatzsuche nur bedingt Spaß -, haben wir auch einmal das super ausgebaute U-Bahn-Netz ausprobiert. Das Kaufen der Tickets war zwar nicht wirklich selbsterklärend, aber mithilfe einer netten Mitarbeiterin haben wir auch das hinbekommen. Die U-Bahn ist somit eine super Alternative zum Laufen oder Auto.

U-Bahn in Washington

Tipp: Wer ein Fan von Dan Brown ist, sollte sich vor dem Besuch von Washington D.C. sein Buch „Das verlorene Symbol“ durchlesen. So kann man auf den Spuren von Robert Langdon wandeln und sich ebenfalls auf die Suche nach versteckten Hinweisen rund um die Bruderschaft der Freimaurer im Kapitol oder im Obelisken begeben.

Washington-Lektüre

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