Wie ist die Stimmung in Mexiko während der Corona-Krise? Was sind die neuesten Entwicklungen? Wie gestaltet sich der Alltag mit geschlossenen Parks, Schulen und Einschränkungen beim Einkauf? Welche Maßnahmen werden wann ergriffen? Hier werde ich die Neuigkeiten und Handhabe bzgl. Covid-19 in San Luis Potosí festhalten und den Beitrag dementsprechend immer wieder aktualisieren.
Mo, 03.05.21 – Gut 14 Monate ist mein erster Eintrag her und wirklich geändert hat sich nichts. Die Ampelschaltung in den Bundesstaaten ist teils willkürlich, teils politisch basiert und viele Krankenhäuser sind nach wie vor überlastet. Auch wenn Kinder nach wie in fast allen Supermärkten und Einkaufscentern verboten sind, wurden immerhin wieder viele Parks und Sehenswürdigkeiten geöffnet. Letztere zwar oft mit begrenzter Personenanzahl und die, die an der frischen Luft sind, aber immerhin. Nachdem wir 8 Monate fast nur zuhause waren, fingen wir das Reisen innerhalb Mexikos wieder an. Im eigenen Auto, immer auf Abstand bedacht und immer nur draußen – ein Glück, dass es in Mexiko quasi ganzjährig sehr warm ist -, ging das ganz gut und wir konnten noch einiges (Rundreise Yucatán, Rundreise Südmexiko, Huasteca potosina) von diesem wundervollen Land sehen bevor wir wieder umziehen. Die Kinder sind übrigens seit 14 Monaten im Distanzunterricht.
Mo, 14.09.20 – In den letzten 3 Monaten hat sich kaum etwas verändert. Die meisten Bundesstaaten haben nach wie vor eine rote Ampelschaltung – in San Luis Potosí wurde sie während des Besuchs des Präsidenten auf orange geändert -, die Neuinfektionen steigen weiterhin täglich um 6000 – das ist die maximale Laborkapazität -, und das öffentliche Leben ist immer noch stark eingeschränkt. Einzig die Stimmung im Land verschlechtert sich zusehends und große Teile der Bevölkerung sind wütend auf den aktuellen Präsidenten, der so viel versprach, so wenig hielt und während der Pandemie ziemlich versagte. Unsere Kinder starteten ihr Schuljahr weiterhin im Distanzunterricht.
Do, 11.06.20 – Eigentlich wurde der Höhepunkt der Pandemie Mitte Mai erwartet. Nachdem die Zahlen der Neuinfektionen nicht sinken, sondern täglich deutlich steigen, wird inzwischen davon ausgegangen, dass Covid-19 in Mexiko noch bis Oktober wüten wird. Was dies für den Alltag, die Schule usw. bedeutet, ist noch nicht ganz klar. Immerhin wurde Anfang Juni eine Ampel für jeden Bundesstaat eingeführt und je nachdem, welche Farbe diesem zugewiesen wird (rot, orange, gelb, grün) dürfen bestimmte öffentliche Plätze, Veranstaltungen, Schule usw. wieder öffnen. Das klingt in der Theorie ganz gut, wird in der Praxis aber nur bedingt umgesetzt.
Fr, 05.06.20 – Nachdem es in den letzten Wochen hin und her ging, wann (und ob und wie lange) die Sommerferien stattfinden würden, hat man sich nun endlich auf den 19.06. geeinigt. Da allerdings alleine in den vergangenen 2 Wochen bereits Anfang Juli, Mitte Juli und Mitte August offiziell verkündet wurden, bleiben wir noch skeptisch, ob es dieses Mal wirklich dabei bleibt.
Mo, 04.05.20 – Seit gestern gibt es mehrere „Gesundheitscheck-Straßensperren“, da für diese Woche der Höhepunkt der Pandemie erwartet wird. Dort kann man nur im Schritttempo vorbeifahren, es wird Fieber gemessen und gefragt, warum man unterwegs ist.

Do, 30.04.20 – Auch hier steigt die Arbeitslosigkeit rapide an, doch immerhin sind die Mexikaner kreativ und Einige sind auf den Verkauf von Mundschutz, selbsthergestelltem Desinfektionsmittel (da ist allerdings fraglich, wie gut es desinfiziert) und Gesichtsvisieren umgestiegen. D.h. nun sieht man überall am Straßenrand und auf Parkplätzen Autos, die aus dem Kofferraum heraus ihre Waren verkaufen.

Do, 23.04.20 – Die Schule startet wieder für alle Klassenstufen frühestens am 01.06.2020 und das Schuljahr wurde bis zum 17.07.2020 verlängert.
So, 05.04.20 – Seit heute wird in Mexiko die Bierproduktion, u.a. der Marke Corona, eingestellt und vor 2 Tagen wurden alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte geschlossen. Ausgangsbeschränkungen oder -sperren gibt es aber nach wie vor nicht, zumindest nicht in San Luis.
Die Zahl der Infizierten steigt nach wie vor moderat und liegt bei 2143. Demgegenüber steigt die Zahl der Toten, die inzwischen bei 94 liegt, deutlich schneller, was nicht wirklich überraschend ist.
Di, 31.03.20 – Gestern kam die Meldung, dass alle nicht notwendigen Aktivitäten bis mindestens zum 30. April gestrichen worden sind und auch die Schule bis nach den Osterferien geschlossen bleibt. Von Urlaubsreisen wird leider auch weiterhin nicht offiziell abgeraten, sodass wir auf unseren Flugkosten wohl oder übel sitzen bleiben werden.
Sa, 28.03.20 – Den wöchentlichen Einkauf machte mein Mann – wieder mit Maske und Handschuhen bewaffnet – alleine. Zusätzlich zu den Maßnahmen von letzter Woche gibt es im Supermarkt nun teilweise Bodenmarkierungen und Plexiglasscheiben an den Kassen und es ist nur jede zweite Kasse geöffnet. Inzwischen sind gut 70 % der Leute mit Maske unterwegs, was eine deutliche Steigerung zu letzter Woche ist. Die Regale sind mittlerweile wieder ganz gut aufgefüllt, auch wenn es bestimmte Sachen wie z.B. Desinfektionstücher / -mittel nur auf Nachfrage gibt.
Die Beschränkung bzgl. der verkäuflichen Anzahl pro Haushalt besteht weiterhin und es wurden zusätzlich weitere Maßnahmen eingeführt: Es dürfen keine Kinder mehr mitkommen, nur noch ein Erwachsener pro Haushalt (Ausnahmen gibt es nur bei älteren Leuten) usw.
Mittlerweile gibt es 850 Infizierte und 16 Tote.
Fr. 27.03.20 – Die zweite Woche Homeschooling ist geschafft und sie war dank der Tagespläne von der Schule sehr sehr anstrengend. Nun liegt noch eine Woche vor uns und dann haben wir 2 Wochen Ferien. Viele Eltern glauben, dass die Schule auch danach noch geschlossen bleibt.
Wir haben seit fast einer Woche nicht mehr unser Haus verlassen. Zum Glück haben wir einen Garten, in dem sich Hund und Kinder austoben können und es ist mittlerweile auch schon heiß genug – im Schnitt 30 °C – für den Kinderpool. Für Sport und Bewegung sorgen Tischtennis und Basketball im Innenhof oder diverse Sport- und Tanz-CDs an der Wii. Ein Hoch auf die heutige Technik. Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns jedoch, dass nicht alle es so handhaben. Das große Trampolin in unserer privada ist zu fast jeder Tageszeit gut gefüllt mit 5-8 Nachbarskindern und da der Park geschlossen ist, drehen viele ihre täglichen Runden um den Kreisverkehr der privada. Vielleicht sehen wir das zu streng mit unserer selbstauferlegten Isolierung, vielleicht sind wir zu sehr von den Nachrichten aus Europa geprägt, aber wir lassen lieber Vorsicht als Nachsicht walten. Zumindest weiss ich von einigen mexikanischen Freunden, dass sie ebenso vorsichtig sind wie wir und nur noch zuhause bleiben. Eine offizielle Ausgangssperre oder -beschränkung gibt es hier aber (noch) nicht.
Die Zahlen der Infizierten steigen weiter. Langsam, aber stetig. Mittlerweile sind wir bei etwas über 700 angekommen. Der mexikanische Präsident scheint sich nicht weiter zu fürchten. Vor ein paar Tagen hat er auf einer Pressekonferenz zwei Amulette hochgehalten und gemeint, dass diese ihn vor einer Ansteckung beschützen würden. Na dann…
Mi, 25.03.20 – Ab sofort bekommen die Kinder zweimal pro Woche virtuellen Tanzunterricht, wobei der Fokus eher auf Elastizität als auf neuen Tanzschritten liegt. Ich finde es richtig toll wie sehr sich alle bemühen den normalen Alltag so gut es geht aufrecht zu erhalten. Das zeigt auch wieder, dass Mexiko in manchen Bereichen Deutschland bzw. Europa in nichts nachsteht.

Gegen den Lagerkoller – ich glaube meinem Mann fällt es von uns allen am schwersten eingesperrt zu sein – hat mein Mann mit spärlicher Hilfe der Kinder aus heruntergefallenen Palmenblättern ein Tipi gebaut. Endlich sind die mal zu etwas nütze.

Mo, 23.03.20 – Gestern haben wir den für die nächste Zeit letzten Ausflug gemacht. Vorher waren wir bis auf unvermeidbare Fahrten, wie z.B. die zur Schule oder zum Einkaufen, nur noch zuhause.
Sa, 21.03.20 – In Zacatecas haben wir viele Schilder gesehen, die zur gesunden Distanz aufrufen und das Händeschütteln verbieten. Eigentlich eine gute Sache, wenn sich die Mexikaner zur Begrüßung nicht umarmen würden. Das ist hier deutlich üblicher als die Hand zu geben und wird nach wie vor nicht unterlassen. Wir sehen sogar öfters wie sich die Leute zum Umarmen extra noch die Maske vom Gesicht wegnehmen, um auch das obligatorische Küsschen auf die Wange geben zu können.

Fr, 20.03.20 – Heute stand der erste Einkauf seit Eintreten der allseits verschärften Maßnahmen an. Mein Mann war zwar pünktlich zur Ladenöffnung da, aber er musste sich trotzdem in einer langen Schlange anstellen. Ca. 30 % der Leute waren mit Maske und / oder Handschuhen einkaufen. Er war ebenfalls komplett maskiert und mit Handschuhen unterwegs. Bevor er in den Supermarkt eintreten durfte, wurde die Einkaufswagenstange ordentlich mit Desinfektionsmittel abgerieben und der gesamte Wagen großflächig mit Desinfektionsmittel abgesprüht.

Außerdem gab es Beschränkungen wie viel jeder Haushalt kaufen darf, wie z.B. 4 Gemüsedosen, 1 Packung Eier, 1 Packung Mehl usw. Viele der billigen Lebensmittel waren schon ausverkauft, doch während wir „einfach“ zum etwas teureren Markenprodukt greifen können, ist dies vielen Mexikanern nicht vergönnt. Während seines Einkaufs hörte mein Mann immer wieder links und rechts „Das ist zu teuer.“, „Das können wir uns nicht leisten.“ und an der Kasse gingen dann Diskussionen über mögliche Ratenzahlungen für einen Einkauf in Höhe von 40-50 € los.
Ich mache mir wirklich Sorgen darüber, was es für viele Mexikaner bedeutet, wenn die Epidemie hier voll einschlagen, es zu steigenden Lebensmittelpreisen oder einer Ausgangssperre kommen sollte. Denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier kein Sozialsystem, welches die Bürger auffängt und eine Kündigungsfrist von normalerweise 24 h trägt auch nicht zu finanziellen Sicherheiten bei. Neben Coronatoten dürfte Mexiko in diesem Fall auch viele Hungertote zu beklagen haben und ich hoffe wirklich, dass es nicht dazu kommt.
Die erste Woche Homeschooling war sehr entspannt. Die Schule hat auf Drängen der Eltern bereits am Mittwoch offiziell geschlossen, es fanden keine Prüfungen statt und da es noch keinen offiziellen Lehrplan von der Schule gab, konnten wir in den letzten Tagen selbstständig Stoff vertiefen. Außerdem haben wir dir Lernapp Anton für uns entdeckt. Die kannte ich vorher gar nicht, kann sie aber jedem – unabhängig von Corona – nur wärmstens empfehlen.
Mi, 18.03.20 – Heute war der erste Tag, an dem wir ab 10 Uhr die Schulbücher abholen durften. Um so wenig wie möglich Kontakt zu anderen Leuten zu haben, standen wir typisch deutsch Punkt 10 Uhr an der Schulpforte und waren tatsächlich die Einzigen. Der Plan ging also auf.
Di, 17.03.20 – Trotz der angekündigten Schließungen der Schulen und vieler Sehenswürdigkeiten – u.a. die der zahlreich vorhandenen Ruinenstätten – gibt sich der mexikanische Präsident betont sorglos und geht demonstrativ auf Tuchfühlung mit der Bevölkerung.

Mo, 16.03.20 – Diese Woche ist eigentlich Examenswoche an unsere Schule, doch nach eingehender Beratung und Absprache mit den anderen Eltern, werden wir unsere Kinder trotz Prüfungen zuhause lassen. In der Klasse des Mittleren wird keiner zur Schule gehen und bei der Kleinen nur 3. Bei der geringen Schüleranzahl werden die Lehrer die Prüfungen nicht schreiben und somit sind wir aus dem Schneider.
Mein Mann bleibt ab dieser Woche auch im Homeoffice.
Sa, 14.03.20 – Beim wöchentlichen Einkauf wurde man heute erstmals dazu „genötigt“, Desinfektionsgel zu nehmen, d.h. wer nicht brav seine Hand hingestreckt hat, um seine Portion entgegen zu nehmen, durfte nicht eintreten. Außerdem wurde der Einkaufswagengriff vor Eintritt desinfiziert.
Im Laden selbst gab es noch alle möglichen Artikel, nur das Desinfektionsregal war weiterhin wie leer gefegt. Zusätzlich gab es, mit Hinweis auf Corona, eine Beschränkung von 2 Flaschen pro Person.

Fr, 13.03.20 – Heute bekamen wir die Info, dass ab übernächster Woche die Schulen bis 20.04.20 geschlossen bleiben. Die Nachricht kam zu dem jetzigen Zeitpunkt überraschend, da die offiziellen Zahlen der Infizierten erst bei ca. 30 liegt. Nun überlegen wir, ob wir die Kinder bereits ab der kommenden Woche zuhause behalten, weil uns diese Handhabe bei der geringen Anzahl stutzig macht und eher auf deutlich höhere Infiziertenzahlen hinweist. Das einzige, was dagegen spricht, sind die anstehenden Prüfungen aller drei Kinder für März.
Sa, 07.03.20 – Wenn wir nicht regelmäßig deutsche Nachrichten zu dem Virus konsumieren würden, würden wir hier kaum etwas von Corona mitbekommen. Der Alltag läuft normal weiter und viele Mexikaner in meinem Umfeld sind nur oberflächlich informiert.
Sa, 28.02.20 – Mit Blick nach Europa wollten wir bei unserem heutigen Einkauf ein bisschen Handdesinfektionsmittel mitnehmen. Nun weiss ich nicht, ob es Corona oder der Grippe, die hier nach wie vor wütet, geschuldet ist, aber wir haben kaum noch etwas bekommen. Zumindest offiziell ist Corona hier bisher kaum ein Thema. Es gibt nur 5 Infizierte und vom Präsidenten las ich vor einer Weile eine „Unser Gesundheitssystem ist bestens auf den Virus vorbereitet“-Schlagzeile. Das dem überhaupt nicht so ist, brauche ich wohl kaum zu sagen.