Wie feiert man einen Kindergeburtstag, wenn wegen Corona nach wie vor das Meiste geschlossen hat, von Partys abgeraten wird und zu gesundem Abstand zu anderen Menschen geraten wird? Wie erklärt man seinem 6-jährigen Kind, dass die Geburtstagsparty dieses Jahr vorerst ins Wasser fällt und macht es trotzdem glücklich?
Ganz ehrlich: Ich war noch nie so glücklich in Mexiko zu wohnen wie am diesjährigen Geburtstag meiner Jüngsten. Anfang Juli wurde sie 6 Jahre alt, doch an Feiern mit Freunden war wegen Corona nicht zu denken. Um ihr trotzdem einen schönen Tag zu bereiten, legten wir unseren spontanen Kurzurlaub so, dass der Geburtstag zu dieser Zeit stattfand. Geburtstagsparty im Pool mit der Familie ist doch auch etwas Tolles, oder?!
Im Laufe des Tages riefen viele Verwandte und Freunde an, um unserer großen Kleinen zu gratulieren, doch wie groß war erst die Freude als sie ein Video von ihrer Klasse zugeschickt bekam. Dieses Video bestand aus vielen kleinen Einzelvideos, in denen jedes einzelne Kind ihr Glückwünsche übermittelte, Happy Birthday sang und der ein oder andere sich sogar an einem deutschen Geburtstagsgruß versuchte. Dazu war das Video liebevoll animiert und mit dezenter Geburtstagsmusik hinterlegt. Einfach nur wahnsinnig toll! (Auch wenn die Mexikaner das im Allgemeinen nicht so eng sehen, kann ich das Video aus Datenschutzgründen hier nicht zeigen, aber es war wirklich wirklich süß 🙂 )
Doch die noch viel größere Überraschung folgte 2 Tage später als wir aus unserem Urlaub zurückgekehrt waren. Am späten Nachmittag rief mich meine Freundin an, dass wir uns mit der Kleinen bitte vor unsere Haustür stellen mögen. Gesagt, getan und kurze Zeit später fuhr eine Autokarawane mit lauter Musik und wildem Gehupe an unserem Haus vorbei! Die Autos waren mit Luftballons und Girlanden geschmückt und an den Fenstern winkten viele ihrer Klassenkameraden und riefen ihr Glückwünsche zu. Unsere Jüngste strahlte wie ein Honigkuchenpferd und das Grinsen wurde sogar noch breiter als ihr ein wahrhaft riesiges Geschenk überreicht wurde.

Nach einem gemeinsamen Foto der Kinder – natürlich mit Abstand und Mundschutz – und dem Geschenk fuhr die Karawane noch zweimal an unserem Haus vorbei bis sie sich wieder verabschiedete. In ihrem Zimmer packte sie natürlich sofort das Paket aus und zum Vorschein kamen 2 Lego-Sets, ein Harry-Potter-Spiel, ein selbstgebasteltes Tic Tac Toe und viele viele Luftballons.

Auch wenn sie dieses Jahr auf eine Kindergeburtstagsparty verzichten musste, so war ihr Geburtstag dank ihrer Klasse doch unvergesslich. Die Herzlichkeit der Mexikaner im Allgemeinen und der starke, liebevolle Zusammenhalt der Klasse im Besonderen faszinieren mich immer wieder aufs Neue und ich bin sehr dankbar ein Teil dessen sein zu dürfen!
Ende August stand auch der Geburtstag des Mittleren an und da sich an der allgemeinen Pandemielage nichts geändert hatte, wurde es auch für ihn ein Geburtstag im Kreise der Familie. Der Vormittag verlief dank Homeschooling recht unspektakulär, doch nachmittags verzichteten wir dankend auf die Hausaufgabenberge – das rächte sich natürlich am folgenden Nachmittag, aber was soll’s – und spielten alle zusammen die klassischen Kindergeburtstagsspiele: Eier laufen, Sack hüpfen, Dreibeinlauf usw. Den Schwierigkeitsgrad hatten wir den Altersstufen entsprechend angepasst, sodass wir Eltern z.B. den Eierlöffel nur mit der linken Hand und am äußersten Löffelende anfassen durften.
Auch wenn ich es vorher nicht gedacht hätte, so hatten wir mindestens genauso viel Spaß wie an einem „richtigen“ Kindergeburtstag, denn vor allem die Kinder lachten sich scheckig über ihre hüpfenden Eltern in den zu kleinen Mülltüten und den Dreibeinlauf, den mein Mann mit der Kleinen glorreich verlor. Ihre Schrittlängen waren dann doch zu unterschiedlich 😀

Nach einigen Brettspielen und dem Ausprobieren des neuen Werkzeugkoffers fuhren wir abends auf Wunsch des nun 9-jährigen Geburtstagskindes zum Sushi-Restaurant. Immerhin ist das das beste Essen der Welt, man kann dort draußen sitzen und es ist nur jeder zweite Tisch besetzt. Zur Feier des Tages machte er sich „richtig schick“, auch wenn man über die gelungene Wahl der Musterzusammenstellung streiten kann.

Die zweite Erkenntnis war: Es fehlt vor allem an Papas Muskelkraft, denn gleichzeitig sägen und Holz festhalten ist zu schwer. Deswegen wurde die kleine Schwester zum Mitfesthalten herbeordert.
