Episode 4: Der Handwerker kommt…

Nichtsdestotrotz begleitete auch das Palmen-Thema uns schon von Anfang an. In unserem Garten haben wir 4 Palmen: drei Kleinere mit ca. 10 m Höhe und eine Große mit ca. 20 m Höhe. Letztere wurde schon seit Jahren nicht mehr beschnitten, weswegen unterhalb der grünen Palmenblätter auf ca. 10 m Länge die braunen verwelkten Blätter hingen. Leider hingen diese relativ lose an der Palme, weswegen bei jedem stärkeren Windstoß die Palmenwedel in den Garten fielen. Das alleine wäre nicht unbedingt ein Problem, weil man diese einfach wegräumen kann. Aber dummerweise sind diese Wedel richtig schwer und kommen karachomäßig vom Baum geflogen. Wir hatten also die ganze Zeit Sorge, dass Laila oder die Kinder getroffen und halb erschlagen werden.

Unsere Problem-Palme

Bereits im letzten Frühjahr riefen wir deswegen eine Reihe von Gärtnern an. Gärtner ist hier ungefähr ein genauso ausgiebig erlernter Beruf wie Handwerker, sodass auch hier die Devise learning by doing lautet. Leider waren alle potenziellen Gärtner durch die Höhe der Palme abgeschreckt, weil sie nicht einmal eine entsprechend lange Leiter hatten. Nach vielen Monaten und noch mehr Anrufen war die stürmische Zeit in San Luis vorbei. Die braunen Palmenwedel fielen nicht mehr herunter und wir ließen das Thema auf sich beruhen.

Nun kam es wie es kommen musste: Ende Januar diesen Jahres war es mal wieder besonders stürmisch und es kamen viele, viele Blätter herunter. Laila war zu dem Zeitpunkt im Garten, aber sie kam glücklicherweise mit einem Schrecken davon. Im Garten türmten sich die Blätter, aber der Großteil hing leider immernoch an der Palme.

Dieses Mal ließen wir nicht locker und nervten so lange die Hausvermittlungsfirma (und die wiederum unsere Vermieterin) bis uns ein Gärtner vorbeigeschickt wurde. Der sogenannte Gärtner entpuppte sich, welch Überraschung, als unser Allround-Handwerker Pedro, den wir bereits aus den vorherigen Handwerker-Episoden kennen.

Er kam in Begleitung eines Handlangers, dafür aber nur mit zwei 6 m – Leitern. Ich war dementsprechend gespannt wie sie die restlichen braunen Palmenwedel von der Palme holen wollten.

Zunächst einmal beseitigten die beiden den großen Haufen Palmenblätter aus unserem Garten. Um diese in handlichere Stücke zu bekommen, stellte sich Pedro mit der Stichsäge in der einen und dem Palmenwedel in der anderen Hand mitten in den Garten und sägte munter drauf los. Allerdings klappte das nicht besonders gut, da die Säge weder dafür geeignet war in der Luft an irgendetwas herumzusägen noch dachte das stabile Palmenblatt daran, sich durchtrennen zu lassen. Der viel wahrscheinlichere Fall war, dass sich die Stichsäge ihren Weg in seine linke Hand suchte. Das ging Pedro offensichtlich auch auf, denn kurze Zeit später stellte er sein Unterfangen ein und schaute stattdessen seinem Handlanger zu, der mit einer Machete auf ähnliche Art und Weise auf die Palmenwedel einhackte wie zuvor Pedro mit seiner Säge zugange war. Ich hoffte nur inständig, dass er nicht wahlweise seinen Arm oder sein Bein treffen und ich ein großes Blutbad im Garten haben würde.

Meinem Pessimismus zum Trotz war der Garten ohne blutige Zwischenfälle nach ca. 1,5 h leer und so konnten sich die beiden den Blättern an der Palme widmen. Schlau wie die Beiden waren, stellten sie nach ca. 15 min fest, dass ihre 6 m Leiter genauso zu kurz ist wie unsere. Ist ja nicht so als wir hätten das angekündigt…

Die beiden Experten wären keine Mexikaner, wenn sie nicht eine gewisse Kreativität an den Tag legen würden. Da die Leitern einzeln zu kurz waren und sich auch nicht ohne weiteres zu einer langen verbinden ließen, fackelten sie nicht lange und nutzten den kleinen, dekorativen Mauervorsprung unserer Nachbarn. Dieser ist ca 10 cm breit, lediglich zu Dekorationszwecken vorhanden und befindet sich ca. auf einer Höhe von 4 m. Die eine Leiter nutzten sie, um auf den Mauervorsprung zu kraxeln und die andere Leiter stellten sie auf den Mauervorsprung drauf, um sie von dort aus gegen die Palme zu lehnen.

Diese ohnehin schon wackelige und abenteuerliche Konstruktion wurde durch den immernoch (eigentlich zu!) starken Wind noch wackeliger, aber der wackere Pedro kletterte tapfer hinauf, um die Palmenblätter abzuschneiden. Selbstverständlich ohne irgendeine Sicherung. Wo kämen wir denn da hin?! Auf der obersten Leitersprosse angekommen, klammerte Pedro sich mit der einen Hand an der hin und her schwankenden Palme fest und hieb mit der Machete in der anderen Hand auf die Blätter ein, die nach und nach gen Boden auf seinen Handlanger zuflogen. Ein Wunder, dass er nicht getroffen wurde.

Palmenbeschneidung auf mexikanische Art

Auch diese Aktion überlebten beide tatsächlich ohne Zwischenfälle und so waren Palme und Garten nach weiteren 2 h leer. Da Palmenblätter zum Glück nicht so schnell wachsen, haben wir dieses Thema hoffentlich für den Rest unseres hiesigen Aufenthalts abgeschlossen.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: