Oder: Hilfe! Wir haben zu viel Wasser!!! Nachdem wir in den vergangenen Wochen permanent entweder zu wenig, zu kaltes oder gar kein Wasser hatten (siehe Episode 1 und Episode 2), hatten wir in der letzten Woche zu viel Wasser. Leider nicht in den Rohren, sondern im Haus.
Anfang der Woche hat es hier erstmalig seit unserer Ankunft richtig geregnet und von anderen Expats wussten wir, dass man beim ersten Regen im neuen Haus dringend alle Räume kontrollieren sollte, damit die undichten Stellen gefunden und später von einem Handwerker repariert werden könnten.
Das haben wir also brav gemacht und sogleich drei undichte Stellen gefunden: Im Bad und Ankleidezimmer des Mittleren lief es lustig die Wände herunter und im Esszimmer tropfte es stetig von der Decke. Nachdem es gerade mal 10 min stark geregnet hatte, wollte mein Mann um 22 Uhr ins Bett gehen. Kaum im 1.OG angekommen, hörte ich ihn nur noch panisch „Handtücher! Ich brauche Handtücher!“ rufen. Unser Schlafzimmer, Bad, Ankleidezimmer und ein Teil des Flurs standen bereits 5 cm unter Wasser und es lief langsam alles in Richtung der Zimmer der Kleinen und des Großen.
Den Ursprung der Wasserquelle hatten wir bald gefunden: den Balkon am Flur. Der ist nach außen hin ca. 30 cm hoch gemauert und hat zum Flur hin nur eine Schwelle von ca. 5 cm. Der Balkonabfluss mit 1 cm Durchmesser war für die herunterkommenden Wassermassen einfach viel zu klein, sodass der Balkon komplett unter Wasser stand und das Wasser durch die geschlossenen Terrassentüren ins Haus reingedrückt wurde.
Während sich mein Mann und unsere Freundin – zum Glück hatten wir gerade Besuch aus Deutschland da! – sich einen Besen schnappten, um das Wasser aus den Zimmern in Richtung Bad und in die Dusche zu „fegen“, stand ich draußen auf dem Balkon wie in einem untergehenden Boot und schöpfte mit einem Eimer Wasser runter vom Balkon in den Garten. Nach 2 min war ich nass bis auf die Knochen. Zum Glück fiel mir nach kurzer Zeit ein, dass wir noch einen zweiten Balkon haben. Der war nämlich inzwischen auch randvoll und kurz vorm Überlaufen, was die Überflutung des Zimmers des Mittleren sowie der Treppe und des EGs bedeutet hätte. Ich wechselte ab sofort im 5-Minuten-Takt zwischen den beiden Balkonen hin und her, um schlimmeres zu vermeiden.

Nach über 2 Stunden Wasser schöpfen und fegen wurden wir der Lage langsam Herr. Unsere Freundin und ich flogen jeweils einmal hin, obwohl wir uns schon extra langsam auf den glitschigen Fliesen fortbewegten. Bilanz: Ein geprelltes Bein bei mir und ein halbkaputtes Handy bei ihr. Ansonsten haben jetzt leider einige Möbel einen Wasserschaden, aber zum Glück betraf es keine Bücher, Matratzen o.ä.
Gegen 1 Uhr fielen wir vollkommen erschöpft ins Bett. Nachts wachten wir natürlich beim kleinsten Regengeräusch auf und kontrollierten panisch die Balkone.
So viel zum Vorgeplänkel.
Am nächsten Morgen teilte uns die Hausvermittlungsfirma mit, dass noch am gleichen Tag mittags der Allround-Handwerker Pedro – natürlich, wer sonst?! – sich des Problems annehmen würde. Leider stand Pedro erst abends vor unserer Tür, dafür aber ohne Werkzeug und in Begleitung von gleich 5 Handlangern. Sie besahen sich die zu kleinen Abflusslöcher, stellten fest, dass sie – welch Überraschung! – Werkzeug brauchen würden und versicherten uns, dass sie am morgigen Tag wiederkommen würden.
Anhand des Gartens hat man auch sehr gut gesehen, dass zu viel Wasser in zu kurzer Zeit herunterkam. Der Boden war in keinster Weise in der Lage die Wassermassen aufzunehmen und so bildete sich innerhalb kürzester Zeit ein schlammiger Teich auf unserem Rasen.

Der nächste Tag verstrich mit dem vergeblichen Warten auf die Handwerker. War aber auch nicht weiter schlimm. Wer bleibt bei Dauerregen nicht gerne den ganzen Tag im Haus, um sich gelegentlich mit Gummistiefeln und Eimer bewaffnet auf den Balkon zu stellen, um wieder Wasser zu schöpfen?

Nach einem recht erbosten Anruf am nächsten Tag kam Pedro endlich. Wieder in Begleitung seiner 5 Handlanger und dieses Mal sogar mit Werkzeug. Über die Tatsache, dass die akkubetriebene Bohrmaschine nicht aufgeladen war und ich mich erstmal ums Aufladen kümmern musste, konnte ich mich nicht mal mehr ärgern. Ich wollte nur noch, dass das Wasser endlich vom Balkon abfließen kann!
Nachdem die Bohrmaschine einsatzbereit war, legten sie los. Erst musste das Wasser vom Balkon geschafft werden und dann wurde der bisherige Abfluss großzügig vergrößert. Um besser an den Abfluss heranzukommen, fackelte Pedro nicht lange und kletterte kurzerhand über die Balkonbrüstung. Bis zur Beendigung der Arbeiten arbeitete er von nun an kopfüber und auf der ca. 15 cm breiten Außenseite des Balkons knieend. Selbstverständlich ohne Sicherung. Was wäre das Leben ohne ein bisschen Risiko?!

Trotz der ungewöhnlichen Arbeitsweise waren die Balkonabflüsse nach einer Stunde so groß, dass das Wasser ungehindert abfließen konnte.

Einige Tage später kamen die Handwerker nochmals, um das Dach zu reparieren. Die Reparatur erfolgte in Form eines dahingeklierten Anstrichs mit wasserabweisender Farbe. Netterweise wurde uns bereits angekündigt, dass dies maximal 1 Jahr hält und es dann wieder reinregnen würde. Na dann… Weißte Bescheid!
Nachtrag Oktober 2019:
Vor 3 Tagen hatten wir mal wieder Wasser im Haus, aber zum Glück nur sehr wenig. Dieses Mal drückte das Wasser allerdings direkt durch die Wand und ich bin so, so froh, dass wir hier nur zur Miete wohnen!

Heute kam Pedro vorbei, bewaffnet mit einer Silikonpistole, und reparierte wie immer sehr pragmatisch – und ungesichert – die Wand. Mal schauen, wie lange die Reparatur hält.

Nachtrag Juli 2020:
Wir befinden uns nun in der Regensaison, das heißt, es ist zwar weiterhin sehr warm, aber vor allem nachts kommt es vermehrt zu starken Regenfällen. Wie bereits letztes Jahr angekündigt, ist eine erneute Dach“reparatur“ vonnöten. Der gestrige nächtliche Starkregen offenbarte mal wieder 3 neue undichte Stellen. Anstelle also nachts um 3 Uhr zu schlafen oder alternativ dem Regenplätschern auf dem Dach zuzuhören, war ich mal wieder mit Schüsseln und Handtüchern unterwegs, um diese unter dem stetigen tropf, tropf, tropf zu platzieren. Dies gehört definitiv zu den Sachen, die ich aus Mexiko nicht vermissen werde!
Ein Kommentar zu “Episode 3: Der Handwerker kommt…”