Auf die Plätze, fertig, los!

Wie im letzten Beitrag kurz angerissen läuft der nachmittägliche freiwillige Schulsport in den USA meist etwas anders ab als wir es aus Deutschland kennen…

Hier finden die Sportkurse saisonbedingt und oft quartals- oder semesterweise statt und sind des Öfteren geschlechterabhängig. Volleyball z.B. ist nur für Mädchen, was viele deutsche Jungs immer wieder mit wenig Verständnis und enttäuscht zur Kenntnis nehmen müssen. So werden z.B. Golf, Schwimmen und Baseball im Sommer / Frühherbst angeboten und Fußball, Tennis und Lacrosse im Frühjahr (das beginnt bei uns aus sportlicher Sicht bereits im Februar), da all diese Sportarten draußen stattfinden. Basketball wird ab Oktober bis Weihnachten angeboten, wodurch man wirklich das ganze Jahr über an Sportkursen teilnehmen kann, da sie gestaffelt anfangen und enden. Auf der einen Seite finde ich es schade, dass jede Sportart nur ca. 8-10 Wochen pro Schuljahr angeboten wird, da man seinem Lieblingssport dann nicht ganzjährig nachgehen kann. Auf der anderen Seite hat man so die Möglichkeit in viele verschiedene Sportarten reinzuschnuppern und ist sie bei Nichtgefallen spätestens nach 10 Wochen wieder los.

Dazu muss man aber sagen, dass das Pensum eines hiesigen 10-wöchigen Schulsportkurses ungefähr dem eines deutschen ganzjährigen Sportkurses entspricht, sei es nun an der Schule oder in einem Verein. Trainiert wird jeden Tag für 1,5 – 2 h und am Wochenende finden Wettkämpfe statt. Erst gegen andere Schulen, dann auf Regional- und Bundesstaatebene. Gerade mit dem täglichen Training hatten meine Jungs, die mit diesem Konzept bisher noch gar keine Berührungspunkte hatten, ganz schön zu kämpfen. Schule bis 15.15 Uhr, dann Hausis, Instrumente üben, essen und von 19 – 20.30 Uhr Training. Dazu natürlich die üblichen Fahrtzeiten von 30 min pro Schulstrecke, die den gesamten Tag noch mehr in die Länge ziehen.

Aus diesem Grund ist für uns tatsächlich nur Schwimmen infrage gekommen, da dieser Kurs bereits während der Sommerferien begann. (Und während ich Anfang Januar diese Zeilen schrieb, fragte der Mittlere, ob er beim Tennis mitspielen könne. Start im Februar, mit Trainingszeiten von Mo-Do 15.30 – 17 Uhr. Naja, da die Kleine beim Musical mit den gleichen Probezeiten mitwirkt, macht das den Kohl nun auch nicht mehr fett). Davon, dass das Training in den Ferien bereits 8.30 Uhr morgens startete, war ich zwar wenig begeistert, aber dafür hatten die Jungs zu dem Zeitpunkt noch keinen Schulstress. Aber dadurch, dass der Kurs früher als die anderen Sportarten anfing, war er bereits Ende September fertig, während viele andere Sportkurse bis Ende Oktober gingen. Ein bisschen spielt da natürlich auch mit rein, dass das Schwimmtraining die gesamte Zeit über draußen stattfindet. Das ist im Sommer noch ganz nett, Ende September kostete es die Kinder dann doch zunehmend mehr Überwindung ins kühler werdende Nass zu hopsen.

Aber die Teilnahme war definitiv den Stress (für die gesamte Familie) wert! Typisch amerikanisch gab es einen starken Wettbewerbsgedanken, sodass die Kinder von den Trainern ordentlich gepusht wurden, wobei trotzdem sehr gut die verschiedenen Techniken vermittelt und auf deren saubere Ausführung geachtet wurde. In den 9 Wochen haben meine Jungs mehr gelernt als in dem gesamten Jahr davor, wo sie nur bei unserem lokalen Sportzentrum beim Schwimmtraining waren.

Im Übrigen haben sie natürlich trotzdem kein einziges Mal bei Wettkämpfen gewonnen. Schwimmen gehört in South Carolina quasi zum Volkssport und dadurch haben fast alle Wohnsiedlungen sogenannte Community Pools, die aufgrund des guten Wetters 3-4 Monate im Jahr genutzt werden können und auch werden. Dadurch, dass es im Sommer immer so heiß ist, werden sie auch eifrig genutzt und so lernen die Kinder hier ganz automatisch schon recht früh schwimmen, gehen oft in Schwimmvereine und sind Mitglied bei ihrem neighborhood swim team (wenn vorhanden). Interessanterweise wird hier übrigens mit Kraulen als erste Schwimmart angefangen, während es in Deutschland Brustschwimmen ist. Deswegen werden an unserer Schule bevorzugt Deutsche fürs Brustschwimmen in den Wettkämpfen eingesetzt, weil sie da häufig besser sind als im Kraulen.

Die Wettkämpfe sind hier sowieso irre. Klar, in Deutschland habe ich nie an Schwimmwettkämpfen teilgenommen und habe somit keinen Vergleich, aber als wir hier zum ersten Mal bei der Wettkampfstätte ankamen, waren wir mehr als überwältigt. Von 8 – 16 Uhr campierten ca. 500 Schüler aller möglichen Schulen und Vereine um die Schwimmhalle herum. Jedes Team brachte 1-2 Biergartenzelte mit, jeder Schüler hatte einen dieser typisch amerikanischen Klappstühle mit Getränkehalter & Co. – auch wir sind nach 2 Jahren schwach geworden und sind nun stolze Besitzer zweier Stühle – und dann wurde aufgewärmt, gewartet, geschwommen, gewartet, geschwommen und wieder gewartet. 14 Bahnen waren durchgängig mit um die Wette schwimmender Kinder belegt und bei vielen konnten wir nur voller Ehrfurcht und Staunen zuschauen mit welcher Anmut und Geschwindigkeit durchs Wasser gepflügt wurde.

Unsere amerikanischen Klappstühle

Da die Schwimmsaison an unserer Schule seit Ende September vorbei ist, gehe ich inzwischen mit den Kindern zweimal pro Woche privat in die Schwimmhalle, damit sie ihr gelerntes Wissen nicht vergessen und ihre Kondition verbessern. Ich, die gerade mal so Brustschwimmen kann und schwimmen im Allgemein nicht viel abgewinnen kann, stehe mit Stoppuhr am Beckenrand, zeige den Kindern (in der Theorie) Schwimmtechniken, die sie eh schon können und rufe ihnen ermutigende Worte zu, die sie dank Schwimmkappe eh nicht hören. Ich bin also der perfekt Coach 😀 und schon gespannt, ob diese Vorbereitung in der nächsten Schwimmsaison positiven Einfluss hat.

Doch nun widmen wir uns offenbar erstmal neuen sportlichen Horizonten und können in die Welt des Tennis reinschnuppern. Im Gegensatz zu Schwimmen wird Tennis wenigstens direkt auf unserem Schulcampus gelehrt, denn neben diversen Fußball-, Football-, Baseball-, Lacrosse- und Volleyballfeldern haben wir (natürlich) auch Tennisfelder. Privatschule halt, wobei ich trotzdem immer wieder am Staunen bin wie riesig die schuleigenen Sportanlagen sind…

Links: Eins von vielen Sportfeldern auf unserem Schulgelände

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