Alltagsallerlei #4

Jetzt hat inzwischen schon das neue Jahr angefangen und ich habe bisher immer noch nichts über die Zeit nach den Sommerferien geschrieben, obwohl – oder gerade weil? – doch so einiges los war. Nun aber fix!

Wie in einem der letzten Beiträge kurz erwähnt, gestalteten wir in den Ferien den Hobbyplan der Kinder etwas um: Die Kleine wollte schon lange wieder zum Ballett, der Mittlere rang sich endlich zum Tanzen durch (er macht das total gerne, weswegen ich ihn schon jahrelang versuche davon zu überzeugen, dass das nicht nur was für Mädchen ist) und wir haben endlich eine gute Klavierlehrerin an der Hand, nachdem die letzte nicht nur viel zu teuer, sondern auch auch fachlich ein Flopp war. Außerdem entschieden wir uns gegen die Fortsetzung des Schwimmkurses im Sportsclub, da der insgesamt nicht so viel brachte und das Schwimmbad außerdem extrem chlorig ist. So kam es, dass sich die Jungs stattdessen beim Schulschwimmen, das von Anfang August bis Anfang Oktober ging, anmeldeten. Okay, die Anmeldung des Mittleren war nur bedingt freiwillig, was mir von dem wutentbrannten kleinen Pubertier ungefähr dreimal täglich an den Kopf geworfen wurde, doch davon will er jetzt, wo er sich dafür entschieden hat den Kurs nächstes Jahr fortzusetzen, natürlich nichts mehr wissen 😉

Schwimmen & Ballett

Nachdem der Große während der Sommerferien fleißig Auto fahren geübt hatte, wurde ich am Schuljahresanfang auf den Beifahrersitz verbannt und durfte mich entspannen. Okay, ehrlich gesagt waren die ersten Wochen alles andere als erholsam und ab und zu griff ich mal herzhaft ins Lenkrad, aber Ende Oktober war es dann soweit und er bestand (im zweiten Anlauf) seine Fahrprüfung. Im ersten Anlauf hatte er nämlich vergessen, einige Dokumente mitzubringen, weswegen er gar nicht erst mit der Prüfung anfangen durfte. Aber man lernt ja aus seinen Fehlern… Die hiesige Fahrprüfung besteht im Übrigen aus einem zehnminütigen die-Straße-auf-und-ab-Gefahre und dem Einparken in einer sehr großzügigen, eigens dafür vorbereiteten Parklücke. Das war’s. Wenn ich da an meine 45-minütige Prüfung bei Schnee und Eis denke, mit Anfahren am Berg und vor allem mit Schaltung! Dagegen war die Prüfung wirklich ein Witz, aber was soll’s, das Kind darf fahren und ist glücklich darüber.

Seit Anfang Dezember haben wir deswegen auch ein drittes Auto – was wirklich Wahnsinn ist. In Deutschland hatten wir nur eins und haben nicht mal das täglich benutzt, weil wir das meiste mit Fahrrad und zu Fuß erledigen konnten -, damit der Große mit den anderen Beiden alleine zur Schule fahren kann. Auch wenn mir das am Anfang etwas Bauchschmerzen bereitet hat - da fährt der 15jährige mit einem Schlachtschiff von Auto mit meinen kostbarsten Schätzen an Bord alleine 30 min zur Schule, umgeben von anderen wild fahrenden und auf’s Handy starrenden Fahranfängern -, so bin ich inzwischen ruhiger und habe mich daran gewöhnt. Nicht zuletzt daran, dass ich plötzlich 2,5 Stunden mehr Zeit am Tag habe, die ich nicht sinnlos im Auto sitzend verbringen muss.

Leider kann ich die zusätzliche Zeit jedoch nicht etwa zum Lesen oder Faulenzen benutzen, denn seit einiger Zeit gehe ich wieder arbeiten! Auch wenn ich mir manchmal denke, was ich mir da eigentlich angetan habe, so freue ich mich doch darüber, endlich wieder raus zu kommen, zumal ich jetzt wirklich lange genug zu Hause war. Zwar mussten sich sowohl Kinder als auch Hunde etwas umstellen, aber bisher läuft es erstaunlich gut. Spannend wird es dann dieses Jahr, wenn mein Mann jeden Monat 2 Wochen auf Dienstreise ist und ich dann neben dem üblichen Alltagswahnsinn auch noch die Arbeit wuppen muss. Aber das wird schon.

Der Bewerbungsprozess hatte es übrigens in sich. Da war ich schon fast so weit zu sagen „Nee danke, dann eben nicht“, weil man sich beruflich einmal komplett nackig machen darf. Dass sie die Namen und Telefonnummern meiner vorherigen Arbeitgeber wissen wollten, um zu überprüfen, ob ich dort wirklich gearbeitet habe – geschenkt. (Auch, wenn ich ihnen insgeheim viel Spaß dabei gewünscht habe, in Deutschland herumzutelefonieren. „Fun fact“: Da sie das nicht geschafft haben, haben sie mir nach Jobantritt eine Frist von 6 Wochen gesetzt. Entweder ich erreiche meine alten Arbeitgeber und bewege sie dazu, meiner jetzigen Firma Rückmeldung zu geben oder ich werde wieder gekündigt.) Dass sie meine Führerscheinnummer haben wollen, um sich beim KFZ-Amt nach mir zu erkundigen – geschenkt. Dass sie auch noch meine Schulnoten (ich dachte, aus dem Alter wäre ich langsam mal raus) und Studiennoten inklusive der Matrikelnummern haben wollten – da wurde ich langsam grantig. Wirklich schade, dass ich die leider, leider nicht mehr gefunden habe… Fragen nach meinem Lifestyle, Konsumverhalten und ähnlich privaten Dingen setzten dem Ganzen dann noch die Krone auf und natürlich musste ich einwilligen, dass sie sich auch hierfür bei den entsprechenden Ämtern nach mir erkundigen dürfen. Herzlich willkommen in den USA. Datenschutz adé.

Nachdem mir Freunde erzählt haben, was sie für Fragen hatten, kamen mir meine allerdings gar nicht mehr so schlimm vor. In sozialen Berufen wird man nicht nur mit der (irgendwo noch verständlichen) Frage konfrontiert, ob man schon mal ein Kind entführt hat, sondern auch ob man Hämorrhoiden hat. Sorry, aber wie übergriffig und vor allem nutzlos ist diese Information für den Arbeitgeber?!

Der Große hatte dann neben seinem normalen Schulalltag auch noch ordentlich mit den Unibewerbungen zu tun. Bis Ende Oktober musste er sich bei seiner favorisierten Uni bewerben und bei allen anderen bis Anfang Januar. Da der Uniprozess hier eher wie eine Job- als eine Unibewerbung, wie wir sie aus Deutschland kennen, abläuft, kam er ziemlich ins Schwitzen. Neben dem Befüllen des sehr umfangreichen Bewerbungsportals, bei dem man mal wieder alle nötigen (und unnötigen) Daten preisgeben konnte, musste er pro Uni noch ein personalisiertes Anschreiben schreiben. In diesem sollen die angehenden Studenten etwas Persönliches aus ihrem Leben schreiben: über eine Situation, die sie bewegt hat; über eine Person, die ihr Vorbild ist (und warum); über eine Charaktereigenschaft von ihnen oder ähnliches. Hauptsache, der Leser erfährt mehr über den Studenten. Klingt vielleicht nicht allzu kompliziert, aber da man sich mit vielen anderen tausend Leuten bewirbt, muss man irgendwie versuchen aus der Masse herauszustechen, wodurch der Essay dann gerne eine Mischung aus Heldenepos und Mitleidsstory wird.

Da eine gute Balance zu finden und trotzdem interessant und authentisch zu bleiben ist gar nicht so einfach, vor allem in solch jungen Jahren. Wie oft tut man sich selbst als Erwachsener mit diesen Anschreiben noch schwer und findet nicht die richtigen Worte?! Neben dem Essay gab es bei jeder Uni auch noch eine Handvoll Fragen, die er meist mit 50 – 150 Worten beantworten musste. Auch bei simpel anmutenden Fragen wie z.B. „Nenne 3 Charaktereigenschaften von dir, die deine WG-Mitbewohner wissen sollten“ muss jedes Wort sorgfältig abgewägt werden, denn auch diese Fragen dienen nur dem Aussortieren der Bewerber. Dementsprechend lange hat der ganze Prozess gedauert, mit gefühlt hundert Korrekturschleifen und Verbesserungen. Dazu kam dann noch der ganze financial aid Prozess, denn ohne Stipendien oder finanzielle Unterstützung sind viele amerikanische Unis (fuer uns) kaum bezahlbar. Bei 80.000 $ im Jahr überlegt man sich zweimal, ob man wirklich auf diese Uni gehen möchte oder nicht.

Während der Weihnachtszeit vergnügten wir uns mit Knobelaufgaben, denn auf einer seiner Deutschlandreisen stolperte mein Mann im Buchladen über einen Exit-Adventskalender. Da wir immer wieder gerne die Exit-Spiele spielen, hat er gleich zugeschlagen und so kam es, dass wir dieses Jahr erstmalig solch einen Kalender hatten. Vorneweg sei gleich gesagt, dass wir den super fanden und uns im nächsten Jahr wieder einen holen werden, wobei wir ein schwereres Level nehmen werden. Durch das Einsteiger-Level dauerte das Lösen der Aufgaben leider oft nur maximal 2 min, aber spaßig war es trotzdem und ich kann ihn jedem empfehlen, der auch Freude am Rätseln hat!

Exit-Adventskalender: Der verschwundene Hollywood-Star

Apropos Kalender: Nachdem wir vor Jahren den physischen Familienkalender abgeschafft und stattdessen nur noch den digitalen auf unseren Handys benutzt hatten, zog im letzten Sommer doch wieder ein „richtiger“ Kalender ein. Hintergrund waren die permanenten Fragen der Kinder ala „Was steht heute noch an?“, „Habe ich an Tag x Zeit, um mich zum Spielen zu verabreden?“ usw. Ist ja auch verständlich, da sie selbst keinen Überblick über unsere Tagesplanung hatten, aber diese Fragerei war zunehmend störend.

Da ich mich jedoch erstens schwer tat einen passenden Familienkalender nach meinen Vorstellungen zu finden und wir zweitens einen wunderbaren, typisch amerikanisch großen Kühlschrank haben, wurde es ein magnetischer wieder verwendbarer Kalender. Nun haben wir jeweils einen groben Monatsüberblick, einen detaillierten Wochenüberblick und dank sechs verschiedener Farben ist auch für jeden sofort ersichtlich, wen die Termine betreffen. Auch wenn ich anfangs etwas skeptisch war, find ich den mittlerweile richtig super, zumal sich dort auch gerne künstlerisch ausgetobt wird.

Links der monatliche Überblick, rechts der wöchentliche Überblick

So, das war’s jetzt erstmal wieder. Bis zum nächsten Mal!

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