Die letzten beiden Jahre feierten wir Halloween in Mexiko und staunten an der einen oder anderen Stelle, wie sehr sich die Bräuche – insbesondere bei der Kostümwahl – doch von den deutschen unterscheiden. Umso gespannter waren wir, wie es in den USA ablaufen wird, nicht zuletzt, weil in unserer Nachbarschaft bereits seit Anfang September die Häuser geschmückt wurden.
Am letzten Schultag vor Halloween durften die Kinder verkleidet zur Schule kommen, es wurden Filme geschaut, Spiele gespielt und Süßigkeiten verteilt. Außerdem gibt es an unserer Schule die Tradition, dass eine Primer-Senior-Parade stattfindet. Auf dieser laufen die Vorschüler und 12.Klässler in kleinen Gruppen vor der restlichen Schülerschaft und präsentieren ihre Kostüme, wobei sich die Gruppen vorher jeweils abstimmen mussten, damit ihre Kostüme zueinander passen. Auch wenn es insbesondere für die Vorschüler teilweise eine kleine Mutprobe darstellte, sich vor so vielen Leuten zu präsentieren, so waren sie doch herzallerliebst anzuschauen und unsere Kinder waren begeistert von den vielen verschiedenen Kostümen. Nur unserem Großer, der in 2 Jahren ebenfalls zu den Seniors gehört und auf der Parade mitlaufen muss, graut es schon vor diesem Tag…

Die Kostüme erinnerten uns übrigens wie schon in Mexiko eher an den deutschen Karneval als an Halloween. Selbstverständlich gab es auch hier einige Hexen oder gruselige Gestalten, aber die waren eindeutig in der Minderheit. Der Großteil der Schüler und Lehrer verkleidete sich als eine der zahlreichen Disney- oder Märchenfiguren, Einhörner, Köche, Super Mario, Piloten, Ritter, Superhelden, Prinzessinnen, Indiana Jones und vieles mehr.

Das Gleiche erlebten wir auch als wir uns am Halloweensonntag auf den Weg durch die Nachbarschaft machten. Sämtliche Kinder sahen aus als würden sie sich eher zu einer Faschingsparty denn zum abendlichen Einsammeln von Süßigkeiten begeben. Erstaunlicherweise waren sogar die meisten begleitenden Erwachsenen verkleidet, oft passend zu ihren Kindern. Das niedlichste Halloweenpärchen war für mich eindeutig ein Vater-Tochter-Gespann, bei dem die ca. 3-Jährige als die Schöne und der Vater als Biest verkleidet war.
Die allgemeine Stimmung war sehr ausgelassen, irgendwie ganz anders als ich es von Deutschland in Erinnerung habe. In vielen Einfahrten saßen die Hausbewohner auf Campingstühlen, riefen einem „Happy Halloween“ zu, verteilten Süßigkeiten aus großen Schüsseln und waren jederzeit für ein Schwätzchen zu haben, wodurch das Gefühl eines großen nachbarschaftlichen Straßenfestes entstand.

Trotzdem kamen die Kinder natürlich auch zum Klingeln und zum Aufsagen ihres Trick or Treat -Sprüchleins. Hier gilt übrigens die Regel, dass man klingeln darf, wenn das Verandalicht brennt oder die zahlreich vorhandene Halloweendeko leuchtet. Letztere haben wir uns ganz besonders gern angesehen, denn die meisten Häuser waren weitaus aufwändiger geschmückt als in Deutschland. Besonders beliebt waren aufblasbare Gespenster-, Kürbis- und Drachenfiguren, doch auch Spinnenweben inklusive Riesenspinnen, die über sämtliche Vorgartensträucher und teils im gesamten Eingangsbereich verteilt wurden, waren oft vertreten.

Was uns jedoch negativ auffiel, hier aber offensichtlich normal ist, ist das Community-Hopping: In unserer Gegend haben viele Wohnsiedlungen, sogenannte Communitys, einen großen Gemeinschaftspool mit öffentlichem Parkplatz. Auf diesem tummelten sich an diesem Abend zahlreiche Autos, aus denen Heerscharen von Kindern ausstiegen, im Stechschritt von Haus zu Haus gingen, nur um dann zur nächsten Community zu fahren. Ganz effektiv (oder dreist, wie auch immer man das sehen möchte) waren diejenigen, deren Kinder im geöffneten Kofferraum saßen, nur kurz zum Klingeln zum Haus liefen und danach wieder auf das langsam weiterfahrende Auto aufsprangen und das nächste Haus ansteuerten. Da fragt man sich dann doch, welchen Sinn Halloween für diese Leute eigentlich hat?!