Am zweiten Tag folgten wir der Empfehlung einer Freundin und gingen mit den Kindern ins KidZania. Zuvor besichtigten wir jedoch noch die direkt daneben liegende Ruinenstätte Cuicuilco.
Cuicuilco
Cuicuilco liegt im Südwesten von Mexiko Stadt und war ab dem mittleren Präklassikum (ca. 600 v. Chr.) einer der wichtigsten Orte Zentralmexikos und somit einer der Hauptkonkurrenten des zu der Zeit noch relativ unbedeutenden Teotihuacán. Als 300 n.Chr. Cuicuilco wegen eines Vulkanausbruchs mit Lava überdeckt wurde, verließen die Bewohner den Ort und zogen vermutlich nach Teotihuacán. Im frühen 20. Jh. fanden die ersten Ausgrabungen statt, bei denen zunächst die große Tempelplattform und später noch weitere Figuren, Plafformen usw. gefunden wurden.
Wir waren vormittags gegen 10 Uhr dort und waren einer der Ersten. Von dem kleinen Parkplatz gibt es einen kleinen Feldweg, der zu dem Haupteingang der Ruinenstätte führt. Der Eintritt zu dem gesamten Areal und der dazugehörigen Museen ist frei.

Die gesamte archäologische Zone ist weitgehend in die bestehende Natur eingebettet, doch direkt hinter dem eingezäunten Bereich ist wieder die typische Skyline von Mexiko City in Form von modernen Hochhäusern zu sehen. Es war interessant die Stätte zu sehen, doch wer bereits in Teotihuacán war, wird von der kleinen Pyramide von Cuicuilco wenig beeindruckt sein.

KidZania
Nach dem zugegebenermaßen recht kurzen Besuch der archäologischen Zone gingen wir mit den Kindern in den Vergnügungspark KidZania. In diesem können die Kinder in verschiedene Berufe schlüpfen und Geld verdienen. Dieses konnten sie dann entweder in dem dort vorhandenen Spielzeugladen oder in einem der Kletterparcours ausgeben.
Als auszuwählende Berufe gab es quasi alle, die es auch im wirklichen Leben gibt: Briefzusteller und Feuerwehrmann, Lebensmittelkontrolleur und Elektroableser, Bankangestellter und Autobauer, Radiomoderator und Arzt. In Summe waren es ca. 70-80 verschiedene Berufe, deren Ausführung je nach Tätigkeit ca. 10-20 min dauerte und auch unterschiedlich vergütet wurde. Der Beliebtheitsgrad variierte ebenfalls stark und vor allem die Polizei- und Feuerwehrstation – bei letzterer durften die Kinder erst mit einem tutendem Feuerwehrauto fahren und danach mit echtem Wasser ein „brennendes“ Haus löschen – waren sehr beliebt.

Während die Kinder dort stundenlang ihren Spaß hatten, war es für uns Eltern ziemlich langweilig. Eigentlich waren wir vorrangig damit beschäftigt, die Kinder von einem Geschäft zum nächsten zu begleiten und darauf aufzupassen, dass sie in dem riesigen Park nicht verloren gehen. Solange die Kinder jedoch ihren Berufen nachgingen, gab es für uns nichts anderes zu tun als uns gelangweilt die Beine in den Bauch zu stehen. Aber was tut man nicht alles für die Kinder.
Ich denke aber, dass es ab einem gewissen Alter (6-7 Jahre aufwärts) besser ist für die Eltern, da die Kinder sich dann selbstständiger bewegen können und weniger Aufsicht brauchen. In dieser Zeit könnte man sich in eines der Cafés setzen und die kinderfreie Zeit genießen. Damit die Kinder nicht von anderen Erwachsenen weggenommen werden können, haben wir alle beim Eintritt ein Armband bekommen, welche untereinander elektronisch miteinander gekoppelt sind. Nur wenn das Elternarmband mit dem Kinderarmband korrespondierte, durfte man den Park verlassen.

Fazit: Würde ich das KidZania empfehlen? Ich weiss es nicht. Auf der einen Seite war es eine riesen Gaudi für die Kinder, andererseits mussten sie oft anstehen und warten bis sie einen Beruf ausüben konnten. Zudem waren die Eintrittskosten ziemlich hoch und als Eltern braucht man eine Menge Sitzfleisch und Geduld. Wenn man dort hingeht, sollte man möglichst gleich bei Öffnung des Parkes und bereits eine Stunde vor Schließung des Parkes gehen, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Für die Kinder war es aber definitiv eine gute Erfahrung in der Praxis zu sehen, dass man sich erst dann etwas kaufen kann, wenn man genügend Geld verdient hat.
Plaza Garibaldi
Am Abend gingen wir zu dem bekannten Garibaldi-Platz. Dieser liegt im Stadtzentrum und ist berühmt dafür, dass sich dort jeden Abend viele Mariachi-Gruppen versammeln. Mariachis sind mexikanische Volksmusikanten, die ursprünglich aus dem Bundesstaat Jalisco kommen. Eine Gruppe besteht normalerweise aus ca. 7-12 Leuten, allerdings haben wir auch schon größere Gruppen gesehen. Mit einem oder mehreren Sängern und ihren traditionellen Instrumenten wie z.B. Gitarren, Vihuelas, Guitarrónes, Geigen, Trompeten und Harfen spielen sie Musik verschiedenster regionaler Stile. Die typische Mariachi-Musik rührt daher weniger von bestimmten Musikrichtungen her, sondern eher von der Instrumentierung.
Auf dem Plaza Garibaldi bieten die Mariachis in traditionaller Tracht einerseits ihre Künste in den vielen umliegenden Restaurants dar und bestreiten andererseits untereinander Wettkämpfe, wer die besten Mariachis sind. Um sich voneinander zu unterscheiden, trugen alle Gruppen verschiedene Trachten. Wir ließen uns in einem der vielen gut besuchten Restaurants nieder und sahen dem bunten und lauten Treiben eine Weile zu.

Allerdings machten wir uns gegen 20.30 Uhr wieder auf den Heimweg, um nicht zu spät alleine durch Mexikos Straßen streifen zu müssen. Selbst um diese Uhrzeit hatten wir ein sehr mulmiges Gefühl in den dortigen Straßen herumzulaufen und gingen, jeder mit einem Kind auf dem Arm, schnellen Schrittes zum Parkhaus. Das war bisher das erste Mal, dass wir es in Mexiko ein wenig mit der Angst zu tun bekamen.
Wieder in San Luis guckte mich meine mexikanische Freundin, die ein paar Jahre in Mexiko City gelebt hatte, mit großen Augen an und meinte, dass die Gegend um diesen Platz herum zu den gefährlicheren Gegenden von Mexiko-Stadt gehört. Dort sollte man nach Möglichkeit nicht aussteigen und nur mit geschlossenen Fenstern durchfahren. Wie gut, dass wir das hinterher auch schon erfuhren.