Eigentlich wollten wir an diesem Wochenende nach Léon fahren und hatten auch schon eine Übernachtung gebucht. Da Anfang der Woche jedoch die Warnung von unserer Firma kam, dass dort zur Zeit mal wieder Drogenkämpfe stattfinden und man diese Region meiden sollte, haben wir das Zimmer storniert und sind stattdessen spontan nach Zacatecas gefahren.

Da uns noch in Deutschland eingebläut wurde, dass wir auf gar keinen Fall nachts oder im Dunkeln Auto fahren bzw. Überlandstraßen benutzen sollen, sind wir für einen Samstag ziemlich früh aufgestanden, damit wir abends wieder rechtzeitig zuhause sind. Um 7.45 Uhr saßen wir also schon im Auto und das Navi zeigte gut 3 Stunden Fahrt an. Laut dem Taxifahrer meines Mannes kann man die Strecke wohl auch in 1,5 h schaffen, also rechneten wir mit ca. 2 Stunden.
Die Fahrt verlief recht ereignislos. Den Abend vorher hatte ich noch einige (Kinder-)Lieder und Geschichten bei amazon music runtergeladen, sodass keine Langeweile aufkam. Bis auf die Strecke aus unserer Stadt heraus war die gesamte Straße bis Zacatecas super ausgebaut. Landschaftlich gesehen ähnelte die Umgebung der, die wir auch schon auf der Fahrt nach Guadalajara gesehen haben: erst viele Berge, die unsere Stadt umzingeln, und dann viel Flachland, welches mit einigen kleinen Hügeln durchsetzt ist. Die Autobahn / Landstraßen wurden von Kakteen und kleinen Bäumen, Büschen u.ä. gesäumt, aber insgesamt ist es eine recht karge, teils steinige, teils struppige Landschaft. Aber auch wenn hier die grünen Wiesen und gelben Felder, wie wir sie aus Deutschland kennen, fehlen, hat auch diese Landschaft ihren Reiz. Insbesondere, wenn sich im Hintergrund sanft geschwungene Berge, die ich viel lieber mag als die kantigen Berge in Deutschland, erheben und dazu ein satter blauer Himmel strahlt.

Was ich witzig fand: Auf der Autobahn gab es sogar einen Fahrradweg, allerdings nicht jeweils am Rand, sondern in der Mitte. Man musste es nur heil dorthin schaffen und dann hoffen, dass niemand den extra vorhandenen Bordstein mit seinem Auto / LKW überwindet.

Ohne eine Mautgebühr bezahlen zu müssen, waren wir nach einigen Irrungen aufgrund der innerstädtischen Straßenführung kurz vor 10 Uhr an unserem Zielort: der Mina El Eden. Ganz kurz zur Geschichte der Stadt: Zacatecas ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, wovon es in Mexiko 31 Stück gibt. Mit seinen ca. 130.000 Einwohnern ist Zacatecas eine relativ kleine Stadt, aber dafür die berühmteste und reichste der mexikanischen Silberstädte. Viele Häuser sind in einem kolonialen Stil erbaut, was mir persönlich sehr gefallen hat.
Zurück zu uns: Da wir genau zur Öffnung der Mine da waren, haben wir mit Leichtigkeit einen Parkplatz gefunden und konnten gleich mit der ersten Bahn in den Berg fahren. Eigentlich bin ich überhaupt gar kein Fan von solchen Aktionen – ich mag es, wenn ich festen Boden unter den Füßen habe und der freie Himmel über mir ist –, aber was tut man nicht alles.

In der Mine wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt: die eine begann gleich mit der Führung durch die Mine, während die andere zuerst im Museum mit den Kristallen anfing. Wir waren zum Glück zuerst bei der Minenführung, was sich trotzdem als recht langweilig für die Kinder erwies, da sie kaum ein Wort verstanden haben, weil natürlich alles auf Spanisch war. Der Führer schien aber recht lustig zu sein, da zumindest der Rest der Gruppe ständig am Lachen war. Interessant war es trotzdem, da wir Großen immer mal wieder etwas verstanden. So gab es z.B. als Frühwarnsystem, dass der Berg am Einstürzen ist, dicke Holzbalken, die in Felsspalten gesteckt worden sind. Wenn die Balken anfangen zu brechen, bewegt der Berg sich und man sollte das Weite suchen. Gleiches Spiel mit dem Kanarienvogel, der aufhört zu singen (die Tribute von Panem lassen grüßen).
Wenig lustig fand ich die Passagen, wo der Boden nur aus einem Gitter bestand, damit man den Fluss, der ca. 100 m unter einem verlief, bestaunen konnte. Ich hoffte die ganze Zeit nur, dass das Gitter nicht ausgerechnet jetzt nachgeben würde. Dem Großen erging es nicht besser und er weigerte sich zuerst sogar, dort entlang zu laufen, weil er Angst hatte. Letztendlich haben wir aber alles gut überstanden, sind weder eingekracht, abgestürzt (nicht mal der Berg ist uns auf den Kopf gefallen :D) und wieder heil draußen angekommen, natürlich nicht, ohne zum Schluss auch noch einen Abstecher in die Kristallausstellung zu machen. Wohl typisch mexikanisch: Während der Führung verließ uns unser Führer auf einmal wortlos (oder ich habe es nicht verstanden), während unsere Gruppe dann etwas hilflos rumstand und nicht wusste, was sie jetzt machen soll. In Deutschland würde man wohl nicht mitten im Berg einfach alleine stehen gelassen werden.

Im Anschluss daran waren wir noch in dem dortigen Shop, weil der Mittlere sich noch unbedingt einen Kristall aussuchen wollte. Wir nennen ihn oft liebevoll Elster, weil er alles Glitzernde und Glänzende liebt und es dann in sein Zimmer verschleppt. Er fand auch gleich einen wirklich toll aussehenden blauen Kristall, allerdings wies uns der Verkäufer netterweise daraufhin, dass er wohl leicht giftig ist. Daraufhin hat er sich dann einen gelben Quarz ausgesucht. Die Kleine bekam noch einen lilanen Stein und obwohl ich normalerweise Dekozeug nicht sonderlich mag, da es eh nur nutzlos rumsteht und einstaubt, haben mein Mann und ich uns einen Kristallbaum mitgenommen. Der Sockel besteht aus Pyrit, was ebenfalls in der dortigen Mine gewonnen wird, der Stamm aus keine Ahnung was und die Blätter eben aus Kristall. Leider habe ich zum Schluss vergessen den Verkäufer zu fragen, welcher Kristall es genau ist. Aber da wir mit Sicherheit nicht das letzte Mal in Zacatecas waren, frage ich einfach beim nächsten Mal.

Danach überkam vor allem meinen Mann großer Hunger, sodass wir uns auf den Weg in die Innenstadt machten. Leider gibt es in Mexiko generell viele Einbahnstraßen und das Straßennetz ist oft wirr – zumindest für uns Europäer – und wenn dann noch Straßen gesperrt sind, ist man vollends verloren. Auf der Suche nach einem Parkplatz irrten wir in der Innnenstadt umher und wurden dank nicht vorhandenem Parkplatz und Einbahnstraßen immer weiter raus aus dem Zentrum geleitet. Mein Mann war wenig amused, allerdings hatten wir Glück, weil wir dadurch ein tolles Restaurant etwas weiter außerhalb fanden: La Leyenda. Nach erfolgreichem Parken machten wir uns also auf den Weg dorthin und das Innere des Restaurants hielt, was das Äußere versprach. Das gesamte Restaurant war innen wie außen dekoriert mit unzähligen landestypischen Sachen: Masken, Bildern, Skulpturen, Statuen, Steinen usw. Dazwischen fanden sich auch ab und zu weniger mexikanische Sachen, wie z.B. Spiderman, den mein Mittlerer voller Begeisterung fand, aber alles in allem war es ein Augenschmaus.

Dadurch wurde auch sehr gut die Wartezeit aufs Essen überbrückt, die gerade mit Kindern manchmal lang wird, weil es genug zu sehen und entdecken gab. Das Essen war auch hervorragend, obwohl ich ja bekanntlich sonst nicht besonders gerne mexikanisch esse. Für mich gab es Fajitas, d.h. klein geschnittenes Rindfleisch und Garnelen, dazu Gemüse und Reis. Meine Spanischlehrerin hat mir hinterher verraten, dass das ein typisches Gericht aus der Tex-Mex-Küche ist, d.h. da werden Einflüsse aus Texas und der typisch mexikanischen Küche gemischt und z.B. auch andere Gewürze benutzt. Vermutlich hat es mir deshalb so gut geschmeckt.

Gut gestärkt ging es dann zu Fuß zurück in die Innenstadt. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch bei einem Bäcker an, wo es für jeden einen kleinen Nachtisch auf die Faust gab. Wegen der Kinder haben wir nicht allzu viel vom Zentrum gesehen, da sie Stadtbesichtigungen meist recht langweilig finden, aber mein Mann hat endlich einen längst überflüssigen sombrero gefunden. Da er mit keiner großen Haarpracht gesegnet ist, hat er sich hier schon des Öfteren einen Sonnenbrand auf dem Kopf geholt, weil er bisher keinen Hut hatte und den überflüssig fand.

Nach der kurzen Stadtbesichtigung ging es mit dem Auto weiter zur Teleférico-Station. Das ist eine Seilbahn, mit der man über die Stadt zu dem Aussichtspunkt Cerro de la Bufa gondeln kann. Ich habe mich also dem Wunsch der Kinder gebeugt – erwähnte ich schon mal, dass ich am liebsten festen Boden unter den Füßen habe, wo nichts auf mich rauffallen oder ich runterfallen kann? – und wir haben uns einmal Zacatecas von oben angesehen. Es war natürlich schon interessant zu sehen, dass es auch in Zacatecas nicht sooo viele bunte Häuser gibt, wie man es klischeehaft von Mexiko immer erwartet und die Aussicht war grandios. Während der Fahrt versuchte ich auch schön den gläsernen Fußboden der Gondel zu missachten. Am Aussichtspunkt angekommen, der ein großer Hügel nahe der Stadt ist, haben wir noch den dortigen Platz, der früher zu Militärzwecken diente, erkundet. Dort gibt es auch eine kleine Kirche und ein Museum über die Einnahme von Zacatecas, in dem über die sozialen und militärischen Zustände zu dieser Zeit berichtet wird. Das haben wir uns allerdings nicht angesehen und aufgrund mangelner Spanischkenntnisse hätten wir nicht allzu viel verstanden.

Von dort oben hat man allerdings wirklich einen tollen Überblick über die Stadt, wobei uns aufgefallen ist, dass Zacatecas flächenmäßig gar nicht so groß ist. Von dort haben wir auch den längsten Zug unseres Lebens gesehen. Der Zug wurde von zwei Lokomotiven gezogen und wurde, typisch mexikanisch, so voll beladen wie es nur ging. Das ist uns ja auch schon oft bei Autos aufgefallen, dass die gewichtsmäßig bis Anschlag gefüllt werden, unabhängig davon, ob das Auto hinten schon fast auf der Straße aufliegt. Der Zug hatte ungelogen ca. 100 Waggons, wobei die Waggons deutlich größer waren als die, die wir aus Deutschland kennen.

In einem kleinen Café genossen wir bei einem Eis noch ein bisschen die Aussicht und um 17 Uhr ging es dann wieder heimwärts, damit wir vor Anbruch der Dunkelheit wieder daheim sind. Auf dem Rückweg entdeckten wir dann endlich die Buchstaben der Stadt, die es bisher in jeder mir bekannten Stadt in Mexiko gab. Wir möchten nämlich versuchen in allen Städten ein Foto mit dem Stadtnamen und den Kindern zu machen. Am Ende unseres Mexikoaufenthalts kommen die dann alle zusammen in ein Fotoalbum o.ä. als Erinnerung.

Fazit: Zacatecas ist wirklich sehenswert! Eine wunderschöne, saubere und ordentliche Stadt – die sauberste, die wir bisher gesehen haben –, die Leute wie immer nett und hilfsbereit, die Straßen und dortigen Autos sind fast alle in einem hervorragenden Zustand (ähnlich Deutschland), es gibt viele kleine Läden und Cafés (allesamt sauber und ordentlich!) und es gibt so einiges zu entdecken. Natürlich gibt es aber auch hier Straßen, die so eng sind, dass man kaum durchkommt, aber die gibt es in alten deutschen Stadt wie Bamberg oder so ja auch.