Puh, wo fange ich an? Obwohl in den letzten Monaten nicht wirklich viel passiert ist, so war es doch genug, um die Zeit wie im Nu verfliegen zu lassen. Also am Besten der Reihe nach…
Kurz vor Weihnachten erhielt ich eine der schönsten Nachrichten im Jahr 2022: Ich war zum ersten Mal Tante geworden! Nach einigem Hin und Her (und viel schlechtem Gewissen!) entschloss ich mich kurzfristig über Silvester nach Frankreich zu fliegen, um meine Schwester zu unterstützen und meine kleine Nichte kennenzulernen. Ganz alleine!
Weihnachten verbrachten wir ruhig und besinnlich nur zu fünft zuhause. Das letzte Mal war das 2015 der Fall, da wir entweder unsere Familie(n) bei uns hatten oder im Urlaub waren. So genossen wir diese ungewohnt ruhige Zeit mit allerlei (Brett-)Spielen, v.a. Machi Koro und Alleswisser*, und mein Mann widmete sich tagelang seiner neuen Säge vom Weihnachtsmann inklusive des Bauauftrages, das Bett der Kleinen in ein Hochbett mit Höhle umzuwandeln.

*Machi Koro ist ein schnelles, einfaches Kartenspiel, das auch jüngere Kinder in erstes strategisches Denken und taktisches Aufbauen von Kartendecks einführt. Alleswisser ist ein hervorragendes Wissensspiel für die ganze Familie, welches sich insbesondere für unterschiedliche Altersklassen eignet, da die Fragen immer dem Alter des Spielenden angepasst sind. Der einzige „Nachteil“ ist, dass man zusätzlich zum Spielfeld immer eine App benötigt, da diese die Fragen generiert. Dafür werden die Fragen regelmäßig geupdatet, sodass auch aktuelle Geschehen in Politik, Kunst, Sport usw. abgefragt werden.

Kurz vor Silvester machte ich mich dann auf den Weg nach Frankreich. Das war vielleicht ein komisches Gefühl, so ganz alleine ohne meine Kinder wegzufliegen, aber auch mal eine interessante Erfahrung. Für alle Seiten. Glücklicherweise war auch ein großer Teil meiner Familie vor Ort, die ich auch schon wieder ein Jahr nicht gesehen hatte, sodass wir eine tolle Zeit miteinander hatten. Zwischen Baby schuckeln und im Tantenglück schwelgen gab es unzählige Siedler von Catan und Wizard Sessions (ja, wir sind eine Spielerfamilie 😃) und ich habe so viel Tee wie noch nie zuvor in meinem Leben getrunken. Denn auch die Mutter meines Schwagers war mit von der Partie und die Beiden machten ihrer britischen Herkunft alle Ehre und beglückten uns gefühlt im 10 min Takt mit einer „Anyone want some tea?“-Frage. Auch wenn’s lecker war, so ist mein Teebedarf für die nächsten Wochen erstmal gedeckt.

Oben rechts: Bummeln durch Fontainebleau
Unten links: Unendliche Weiten mit riesigen Steinen im Wald von Le Vaudoué
Kaum wieder zuhause, fing für alle der ganz normale Schulalltagswahnsinn an. Die Nachmittage der Kinder sind mit diversen Hobbys wie Bogenschießen, Klavier- und Geigenunterricht, Chor, Schwimmen und Spanischunterricht gut gefüllt und die Hausaufgabenberge tun ihr Übriges. Außerdem drücke auch ich seit Jahresbeginn wieder die Schulbank – wenn auch nur zweimal pro Woche. Da mir zuhause die Decke auf den Kopf fällt, ich wegen meiner Nackenschmerzen seit des Autounfalls nicht wie geplant arbeiten gehen kann und mir nicht-deutschsprachige Kontakte fehlen, habe ich mich in einen Englischkurs eingeschrieben. Zu meinem Glück besteht der zu 90 % aus Südamerikanern, sodass ich neben meinen Englischkenntnissen auch gleich noch mein Spanisch aufbessern kann. Ganz zu schweigen von der ansteckenden Lebensfreude, die diese Nationen immer verbreiten 🙂
Ansonsten beschäftige ich mich natürlich immer noch viel mit unseren Hunden. Der Mittlere hat, mit ein wenig Unterstützung seitens meines Mannes, ein neues Futterspielzeug gebaut: Flaschendrehen für Hunde. Gerade für unseren Labrador, der (viel) Fressen jeder Bewegung vorzieht, nutze ich gerne Futterspielzeuge, um sie erstens zum langsameren Fressen zu animieren und zweitens, um sie kognitiv auszulasten und zu fordern. Tatsächlich hat es dieses Mal knapp 2 Wochen gedauert bis sie den Dreh – im wahrsten Sinne des Wortes 😅 – raus hatte, was jedoch vorrangig an ihrer Angst vor der Flasche lag. Aber jetzt liebt sie das Gerät und ich denke, ich kann bald die nächste Variante bei meinem Mittleren in Auftrag geben. Dieses Mal aber etwas, was sowohl mit Futter als auch mit Bällen befüllt werden kann, denn nur letzteres ist für unseren Border Collie interessant.

Zusätzlich habe mich nun bei einer Hundesitterplattform angemeldet und betreue ab und zu fremde Hunde. Die überschwängliche Freude der Kinder macht die fehlende Begeisterung meines Mannes fast wett, doch ich sehe darin tatsächlich nur Vorteile: Die Kinder lernen neue Hunderassen kennen und fragen nicht mehr nach einem dritten Hund – und nein, den wird es definitiv nicht geben! -, unsere Hunde lernen zu akzeptieren, dass auch mal andere Hunde zu Besuch kommen dürfen und sogar mein Mann kam auf seine Kosten, indem er kreativ werden und ein Tür- / Treppengitter bauen durfte – allerdings mit der Auflage, nichts neues zu kaufen und stattdessen in seiner Werkstatt fündig zu werden!

Oben rechts: Improvisiertes, aber sehr effektives und stabiles Türgitter aus einer IKEA-Hosenstange für PAX und zwei stabilen Winkeln.
Unten: Einer unserer Gasthunde, der es den Kindern aufgrund seiner Kuscheligkeit und handlichen Größe besonders angetan hatte.
Außerdem hatten wir vor 4 Wochen etwas zu feiern: Unser Großer wurde 15 Jahre alt und ist damit hier in den USA berechtigt, ab sofort seinen Führerschein in Angriff zu nehmen. Auch wenn sich seine Begeisterung noch etwas in Grenzen hielt, so hat er inzwischen die theoretische Prüfung gemacht (und bestanden) und dürfte somit jederzeit mit einem Auto fahren solange eine Person, die einen Führerschein inne hat, neben ihm sitzt. Nach 6 Monaten Fahrpraxis darf er dann die praktische Prüfung ablegen. Bezüglich der Reihenfolge Theorieprüfung – Fahren üben (ohne Fahrschule) – Praxisprüfung gibt es gewöhnungsbedürftige Unterschiede zu Deutschland und doch erklärt sie die hiesige hohe Unfallrate.
Was gibt’s noch Neues? Achja, die Kleine hat sich in der Schule ihr Knie so ungünstig an einer Ecke gestoßen, dass sie ein tiefes Loch drin hatte. Zum Glück meinte der Arzt, dass Nähen nicht nötig sei und Tapen reichen würde. Jetzt, 3 Wochen später, sieht das Knie immer noch abenteuerlich aus, aber zumindest heilt es schön. Der Mittlere entdeckt währenddessen seine Liebe zum Kochen. Naja, jedenfalls zum Crêpes zubereiten. Sowohl optisch als auch geschmacklich sind sie inzwischen super, nur an dem Verhältnis Zimt zu Zucker in einer Zimt-Zucker-Mischung müssen wir noch arbeiten. Er ging nämlich bisher von einem 50-50-Verhältnis aus, was das Geschmackserlebnis der Crêpes etwas trübte…

Da wir demnächst nach Deutschland fliegen – immerhin wollen meine Kinder auch ihre Nichte kennenlernen und außerdem ist der letzte Heimaturlaub schon 2,5 Jahre her – ist es zur Zeit etwas stressig. Neben dem Alltagsgedöns musste ich vorher noch die Steuererklärung für Deutschland und USA fertigstellen. Spaßig ist das nicht, denn so einige Daten aus Deutschland wurden noch nicht bereitgestellt und werden einem nur mit viel Aufwand per Mail mitgeteilt. Die Begründung, dass der Postweg zu lange dauert, zählt da nicht. Ein kleiner Trost ist, dass sämtliche deutsche Expatfreunde aktuell genauso fluchend über der Steuer brüten wie ich es getan habe. Ich konnte gestern voller Freude auf das kleine Knöpfchen „Abschicken“ klicken und bin froh, es geschafft zu haben.
Außerdem habe ich mir in den Kopf gesetzt, so viele Geschenke wie möglich für anstehende Geburtstage und Feiertage mitzunehmen, um mir die horrenden Versandkosten nach Deutschland zu sparen. Demzufolge habe ich in den letzten Wochen neben dem Besorgen aller Sachen auch schon alles eingepackt, inklusive zweier Adventskalender für meine Eltern. Schon lustig im Februar mit Weihnachtspapier und -musik in der Küche zu sitzen 🙂

Mittlerweile steht auch der Plan für unsere Deutschlandreise fest: 3 Länder und 9 Städte in 14 Tagen! Es wird schön, aber anstrengend, auch wenn die Freude all unsere Freunde und Familie wiederzusehen, natürlich überwiegt. Danach brauchen wir vermutlich 2 Wochen Urlaub, um uns zu resetten und die ganzen Eindrücke zu verarbeiten 😅 Mit auf dem Plan steht neben privaten Terminen auch der Besuch der RWTH Aachen, denn für unseren Großen, der inzwischen in der 11.Klasse ist, beginnt die heiße Phase der Unisuche und -bewerbung.
Ach und ehe ich es vergesse: Wir haben inzwischen herrliches Wetter! Nachdem es letztes Jahr erstaunlich früh kalt wurde, – also kalt und früh für hiesige Verhältnisse – sind die Temperaturen in den letzten 2 Wochen regelmäßig auf 26°C gewandert, sodass wir uns sogar über den beständig wehenden Wind gefreut haben, der uns wieder abkühlte. Auf dem Weg nach Deutschland heißt es dann für uns „Raus aus den kurzen Hosen – rein in die Winterjacke“!
