Der eigentlich Anlass dieser Reise war, dass wir unseren Kindern den langersehnten Wunsch nach einem Hund erfüllen wollten. Die Rasse stand schnell fest: Es sollte ein schwarzes Labradormädchen werden. Wochenlang durchkämmten wir das Internet und befragten Freunde und Kollegen, wie und vor allem wo man sich in Mexiko am Besten einen Hund kauft.
Dies gestaltet sich hier nämlich gar nicht so einfach, wenn man gezielt auf der Suche nach einer bestimmten Rasse ist. Zwar kann man problemlos Hunde von der Straße mitnehmen, die es hier zuhauf gibt, und tut diesen auch noch etwas gutes, aber oft sind diese Hunde ängstlich, traumatisiert, aggressiv oder menschenscheu. Diese Option kam also u.a. wegen unserer Kinder überhaupt nicht in Frage.
Unsere Suche brachte einen Züchter zutage, der in Guadalajara, ca. 4h Autofahrt von uns entfernt, wohnt. Allerdings rieten uns quasi fast alle von einem Züchter ab, denn der würde zwar genauso viel Geld nehmen wie in Deutschland – ein Labradorwelpe hätte knapp 1000 € gekostet -, aber im Gegensatz zu deutschen Züchtern ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass der Hund nicht reinrassig und die Papiere gefälscht sind. Von daher ließen wir diese Option ebenfalls recht schnell fallen und wandten uns der letzten zu: mercadolibre.
Mercadolibre ist ähnlich wie ebay (Kleinanzeigen) und dort gab es eine große Auswahl an Labradoren, jedoch eine relativ Kleine an schwarzen Labradoren, denn ganz allgemein erfreuen sich schwarze Hunde in Mexiko keiner besonders großen Beliebtheit. Nach einigem Hin und Her mit verschiedenen Anbietern fanden wir unsere kleine Laila. Wir vereinbarten einen Abholtermin im Alter von 8 Wochen – auch da musste ich relativ lange diskutieren, weil die Anbieter sie bereits mit 6 Wochen verkaufen wollten. Aber das Verdoppeln der eigentlichen Kaufsumme war dann doch überzeugend – und freuten uns unbändig auf den 06.07.19. Da einen Tag vorher die Kleine ihren 5.Geburtstag hatte und gerne noch einmal in den Zoo von Guadalajara wollte, verbanden wir Lailas Abholung und den Geburtstag der Kleinen zu einer Reise nach Guadalajara.
5.Geburtstag der Kleinen
Am Donnerstagnachmittag fuhren wir gegen 14 Uhr los. Alle waren schon in freudiger Erwartung auf das erste Kennenlernen von Laila, das an diesen Abend bei der Ankunft in Guadalajara stattfinden sollte. Wie immer kamen wir sehr gut durch und 4 h und 3,5 „Bibi Blocksberg“-Hörbücher später kamen wir pünktlich in Tonalá, einer Art eingemeindeter Vorort von der zweitgrößten Stadt Mexikos, Guadalajara, an. Wir erfuhren erst zufällig am nächsten Tag, dass Tonalá ein bedeutender Ort für Kunsthandwerk ist und ein sehr sehenswertes Zentrum hat. Unsere Anfahrt erfolgte nämlich im Norden von Tonalá, was die eher ärmere Gegend darstellte. Aufgrund der wirklich schlechten Straßenverhältnisse – wobei wir nicht wussten, ob die immer so sind oder ob die von dem Hagel von vor ein paar Tagen herrührten – konnten wir nicht einmal bis zum Haus der Hundebesitzerin vorfahren. Mit einem etwas mulmigen Gefühl parkten wir unser Auto am Straßenrand und machten uns die letzten Meter zu Fuß auf den Weg.

Wir wollten Laila zwar erst auf dem Rückweg am Samstag abholen, aber ich hatte um dieses frühere Treffen aus zwei Gründen gebeten. Erstens wollte ich sehen, ob die kleine Maus überhaupt noch da ist, und zweitens wollten wir uns zuvor unseren Hund angucken und wenigstens zwei Tage Bedenkzeit haben, ob sie zu uns passt. Bei der Besitzerin angekommen – die im Übrigen im (äußerlich) besten Haus des ganzen Viertels wohnte – wurden wir von einer schwarzen Labradorhündin und vier kleinen schwanzwedelnden Welpen begrüßt. Die Welpen machten einen sehr aufgeweckten, neugierigen und freundlichen Eindruck und uns wurde Laila gleich auf den Arm gedrückt, von wo sie uns freundlich mit großen Augen anschaute. Die Kinder waren sowieso sofort hin und weg und mein Mann und ich fanden sie auch sehr hübsch. Da sie zudem einen gesunden und normal entwickelten Eindruck machte, war es also quasi beschlossene Sache, dass wir sie am Samstag abholen würden. Es fiel uns ziemlich schwer die Kleine dort zurückzulassen, aber nach 15 min machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel.
In diesem Hotel durfte ich dann die schlimmsten zwei Hotelnächte verbringen, die ich je in Mexiko hatte. Obwohl wir hier sogar darauf achten, dass eine gewisse (mexikanische) Anzahl an Sternen vorhanden ist (die nicht mit der deutschen zu vergleichen ist), hatten wir bisher noch nie Glück. Das einzige Mal, wo wir wirklich ganz gut geschlafen haben, war, als wir ein Ferienhaus von privat über AirBNB gebucht haben und das werden wir wohl in Zukunft auch nur noch vorrangig tun. In allen Hotels war es immer ziemlich laut, da die Bauweise hier anders ist als in Deutschland. Dünne Wände, einfachverglaste Fenster, dünne Türen – und voilà, man hört alles von den Nachbarn über, unter, neben einem, von vorbeilaufenden Leuten usw. Was will man mehr. Da unser Zimmerfenster zudem noch zum Innenhof und Poolbereich hin ging, hatten wir die Hotelparty quasi im Zimmer und zwar bis Mitternacht. Außerdem schlief jede Nacht ein Kind zwischen mir und meinem Mann und ich bin absolut Familienbettuntauglich. Ich brauche meine Ruhe und meinen Platz und beides habe ich nicht, wenn ein Kind bei mir im Bett schläft. Ständig wird mir die Decke geklaut – hier in Mexiko gibt es ja immer nur eine riesengroße Bettdecke pro Bett. Ich präferiere meine eigene 140×200 m Decke – , mir wird in den Rücken getreten/gepiekt/geboxt, ich werde bis an den Bettrand gedrängelt usw. Ich wachte also beide Tage wie gerädert auf und wollte nur noch nach Hause. Dahin war mein Plan des richtig tollen Ausschlafens ehe der Hund einzieht und die Nächte zum Tag macht…

Freitagfrüh wurden dann natürlich erstmal die Geschenke ausgepackt. Wie an jedem Geburtstag gab es auch dieses Mal von einem Geschwisterkind Tränen. Dieses Mal war es der Mittlere, der sich bitterlich beschwerte, dass die Kleine eine ganze Chipspackung für sich alleine bekommen hat (sie hat sich schon ewig gewünscht, dass sie so etwas mal für sich alleine haben kann). ER hätte sowas noch nie bekommen. Jedes Mal zetert irgendeiner rum, dass er noch nie so eine tolle Torte / dies oder das / so viele Geschenke oder oder oder bekommen hätte. Eigentlich habe ich immer das Gefühl, dass unsere Kinder ganz zufrieden mit sich und ihrem Leben sind und eigentlich auch recht dankbar. Aber dreimal im Jahr werde ich eines Besseren belehrt und finde es furchtbar.
Nach einem Blick auf den Wetterbericht beschlossen wir, dass wir den Besuch im Zoo wagen. Angeblich sollte es erst abends um 18 Uhr regnen, aber aufgrund der ziemlich unbeständigen und spontanen Regenfälle, die wir von hier kennen, war ich ziemlich skeptisch. Wir machten uns aber zunächst auf den Weg in ein nahegelegenes Frühstückscafé. Natürlich waren wir die einzigen Gäste, da der Himmel ziemlich nach Regen aussah, es relativ frisch war und es nur einen Draußenbereich gab. Wir waren gerade mit unseren Omelettes, Pancakes und getoasteten Sandwiches fertig – nach der Bestellung unserer Sandwiches schwang der Kellner sich erstmal auf ein Fahrrad und fuhr entspannt zum Supermarkt um die Ecke, um das Toast einzukaufen. Das ist Mexiko! –, als es anfing zu regnen. War ja klar. Mein Mann meinte allerdings mit Blick zum Himmel, dass es doch gerade heller werden würde, bestimmt aufhören würde zu regnen und es erst wieder ab 18 Uhr anfangen würde. Also fuhren wir doch zum Zoo und das Wetter hielt sich tatsächlich den ganzen Tag.
Im Zoo war es wie schon beim ersten Besuch toll. Nach wie vor finde ich, dass es der schönste Zoo ist, den wir je gesehen haben. Abends gingen wir dann auf den Wunsch der Motte hin Sushi essen (habe ich meine Kinder nicht toll erzogen, dass sie mein Lieblingsessen genauso gern essen wie ich?!) und dann ging es halbwegs früh ins Bett. An Schlafen war dank Party natürlich noch lange nicht zu denken.

Abholung in Tonalá
Da wir uns erst gegen 12 / 13 Uhr zum Abholen des Hundes verabredet hatten, fuhren wir am nächsten Morgen noch nach Tonalá zum Frühstücken und Städtchen anschauen. Der berühmte Kunsthandwerkmarkt findet leider immer nur Donnerstag und Sonntag statt, sodass wir uns diesen leider nicht ansehen konnten. Auf der Suche nach einem kleinen Restaurant fanden wir auch die Stadtbuchstaben, wo es das obligatorische Foto gab. Letztendlich sind wir dann in dem Restaurant „El Ríncón del sol“ gelandet, wo wir trotz seeeehr langsamer Bedienung mit dem Essen sehr zufrieden waren. Für mich gab es ein typisch mexikanisches Frühstück bestehend aus Omelette mit Käse und Champignons, Chilaquiles und Frijoles.

Frijoles ist Bohnenpaste, die ich eigentlich nicht so gerne mag, weil ich generell kein Fan von weißen, roten, schwarzen usw. Bohnen bin. Mir sind die zu mehlig. Diese war aber recht mild und vermutlich mit noch etwas anderem gemischt, weswegen der Bohnengeschmack gar nicht so rauskam und daher nicht soooo schlecht schmeckte. Gegessen habe ich sie trotzdem nicht, weil ich nach Omelette und Chilaquiles einfach pappsatt war. Chilaquiles ist traditionell eigentlich ein Resteessen. Dafür werden die Tacos und Soßen vom Vortag einfach wiederverwendet und noch ein bisschen Käse und/oder Kräuter drüber gebröselt. Meistens sind mir die Soßen hier zu scharf, aber in diesem Falle war es eine recht milde Tomatensoße, darunter knackige Tacos in mundgerechten Stücken (nichts ist ekliger als aufgeweichte Tacos!) und zum Glück auch ohne Koriander, der oft in alle möglichen Gerichte gestreut wird. Alles in allem wirklich sehr lecker.
Nach einem kurzen Gang durch die Stadt und ständigem Blick auf die Uhr – wir konnten es alle einfach nicht mehr abwarten – haben wir uns pünktlich auf den Weg zu Laila gemacht. Dieses Mal sahen wir den Unterschied zwischen Tonalás Vierteln ganz deutlich. Während es im Zentrum sehr ordentlich und (für mexikanische Verhältnisse) sehr sauber war und auch schickere größere Gebäude standen, wurde die gesamte Gegend am Stadtrand sehr ärmlich.

Wieder quälten wir uns die immer schlechter werdenen Straßen entlang, wünschten uns einen Pick-up und hofften, dass unsere Achse nicht dank einer der zahlreich vorhandenen tiefen Löcher brechen würde. Bei der Hundebesitzerin angekommen, wurde uns Laila schnell auf den Arm gedrückt. Während sie Donnerstagabend noch versuchte uns auch Lailas Bruder und ein Babykätzchen anzudrehen, startete sie heute nicht mehr den Versuch. Wir gaben ihr die vereinbarte Kaufsumme und fuhren (fast) glücklich Richtung Heimat.
Mein kleiner sensibler und empathischer Mittlerer war bei aller Freude über unseren Hund sehr traurig darüber, dass die Kleine einfach von ihrer Mama und ihren Geschwistern weggenommen wurde. Die ersten 20 min während der Autofahrt hatte ich Laila auf dem Schoß, v.a. um sie streichelnd zu beruhigen, da sie logischerweise noch nie Auto gefahren ist. Nach anfänglicher Skepsis schien sie dann aber halbwegs zufrieden und rollte sich entspannt zusammen. Auf einem Rasthof machten wir dann erstmal 30 min Pause, damit die Kinder sie auch streicheln und kennenlernen konnten und damit sie ihr Geschäft verrichten konnte. Insgesamt konnten wir aber auch mit ihr die Strecke gut durchfahren und sie scheint, wenn man das nach den paar Tagen überhaupt schon sagen, eine gute Autofahrerin zu sein. Den Rest der Strecke fuhr sie dann im Fußraum des Beifahrersitzes mit und rollte sich zufrieden auf meinen Füßen zusammen. Das ist bis jetzt ihr Lieblingsplatz.
Zuhause angekommen wurde ihr von den Kindern der Garten gezeigt und es gab für sie ganz viel zu entdecken, beschnuppern und toben.
