Nun ist es vollbracht… Vor ein paar Tagen haben wir alles Bekannte und Vertraute hinter uns gelassen und uns in unser persönliches Abenteuer gestürzt. Noch fühlt sich alles unwirklich und eher wie ein Urlaub an: wir haben alle frei, wohnen im Hotel und in ein paar Tagen ist Weihnachten. Doch in der nächsten Zeit, wenn mein Mann wieder zur Arbeit und die Kinder zur Schule müssen, die Container mit unseren Sachen angekommen und wir in unser Haus eingezogen sind, dann wird uns die Realität einholen und wir werden hoffentlich alles gut meistern.
Die Abschiedsfeier
Die letzten Tage und Wochen vergingen wie im Flug, doch trotz der vielen Termine und Dinge, die wir zu erledigen hatten, versuchten wir noch einmal ganz bewusst die Zeit mit unseren Freunden zu genießen. Die Kinder sahen wir so wenig wie nie, weil sie fast unentwegt bei Freunden waren, und auch wir Erwachsenen nahmen noch den einen oder anderen Spieleabend mit. Um uns von allen gebührend zu verabschieden, durfte natürlich eine Abschiedsfeier nicht fehlen.
Zuerst hatten wir überlegt, ob wir je eine für die Kinder und deren Klassen und eine für unsere Freunde und Kollegen machen. Aber das wären dann 4 verschiedene Feiern gewesen, worauf wir erstens keine Lust hatten und uns zweitens die Zeit fehlte. Somit einigten wir uns auf eine Feier für alle, die aber nicht zu einer bestimmten Zeit stattfand, sondern eher Richtung „Tag der offenen Tür“ ging. Ab 15 Uhr konnten alle kommen, die wollten und Zeit hatten.
Da unsere Abschiedsfeier in die Vorweihnachtszeit fiel, hatten viele nur kurz Zeit und so ging unser Plan der Gästeverteilung auf: Am frühen Nachmittag kamen vor allem für 1-2 Stunden die Freunde der Kinder und am Abend kamen unsere Freunde und Kollegen. Dadurch, dass es keine festen Anfangs- und Endzeiten gab, verteilte sich der Besuch sehr gut über den gesamten Nachmittag und Abend. Das Essen bereiteten wir auch größtenteils schon vorher in Form eines Buffets (Kuchen, Süßigkeiten, Aufschnitte, Hamburger, Suppen usw.) vor, sodass wir den Tag mit unseren Freunden genießen konnten.

Außerdem mieteten wir eine Fotobox, um uns und unseren Gästen eine bleibende Erinnerung zu schaffen. Die wurde – vor allem von den Kindern! – mit Freuden angenommen. Kostenmäßig liegt die Miete solch einer Box inklusive Material (Toner, Fotopapier, Verkleidungsutensilien) bei ca. 300 – 400 €, was auf der einen Seite zwar eine Stange Geld ist, aber auf der anderen Seite für viel Spaß und Freude sorgt. Dabei entstanden viele lustige Fotos, die unsere Gäste teils mit nach Hause nahmen, teils in das von uns bereitgelegte Abschiedsalbum kleben konnten. Dank der dazugeschriebenen Sprüche, Erinnerungen oder Zeichnungen wurde für uns ein tolles Buch geschaffen, welches wir uns in Zukunft gerne anschauen und in Erinnerungen schwelgen werden.

Im Laufe des Tages wurden noch Abschiedsgeschenke ausgetauscht: Für uns gab es u.a. Fotobücher und einen Spannungswandler – sehr nützlich in Mexiko, wenn man seine deutschen Elektrogeräte weiter nutzen möchte – und für unsere Gäste gab es Pflanzen, Feuerwerk, Putzmittel und alkoholische Getränke. Eben all die kleinen Dinge, die wir nicht mit nach Mexiko nehmen durften.
An diesem Abend wurde uns zum ersten Mal so richtig bewusst, dass wir wirklich bald wegziehen würden und unsere Freunde für eine lange Zeit nicht wiedersehen würden. Doch noch hielt sich die Traurigkeit in Grenzen, denn erstens hatten wir noch viel zu erledigen und zweitens lagen noch gute 3,5 Wochen vor uns.
Der letzte Abschied
Nachdem unser Haus leer geräumt war, wir die ersten Tage im Hotel verbracht hatten und wir auf unseren Abflug warteten, kam es langsam in unserem Bewusstsein an: Wir würden bald 10.000 km weit wegziehen. In ein Land, welches wir weder kannten noch dessen Sprache wir sprachen. Wir würden niemanden kennen und unsere Kinder von ihren Freunden wegreißen. Hatten wir uns das wirklich gut überlegt?
Diese Momente des Zweifels waren zum Glück immer nur kurz, denn letztendlich hatten wir auf diese Chance jahrelang gewartet und uns darauf gefreut. Aber knapp vor dem Ziel kurzzeitig Muffensausen zu bekommen, ist wohl normal. Immerhin war es in der Weihnachtszeit, die wir überhaupt nicht so zelebrieren konnten wie all die Jahre zuvor, und verließen jede Menge liebgewonnener Leute. Die letzten Tage waren dementsprechend vollgepackt mit Besuchen bei Freunden und Weihnachtsfeiern diverser Kollegen und Vereine und es wurde auch die ein oder andere Träne vergossen.
Unser Flug, der uns dieses Mal über Paris und Mexiko City nach San Luis führte, ging morgens um 6.30 Uhr, was bedeutete, dass wir gegen 4 Uhr am Hotel losfahren mussten. Trotz dieser unchristlichen Zeit ließen es sich einige Freunde nicht nehmen und begleiteten uns zum Flughafen, was uns natürlich sehr freute. Viele letzte Umarmungen und einige Fotos später machten wir uns auf den Weg zu unserem Flugzeug. Endlich ging es los!

Die ersten Tage
Die Reise verlief recht unspektakulär, wenn auch wieder ungeplant stressig. Trotz eingeplanter 5 h Umsteigezeit in Mexiko City erreichten wir erst knapp 45 min vor Abflug unser nächstes Flugzeug. Grund dafür war eine Kombination aus einer verspäteten Ankunft von 2 Stunden in Mexiko und nicht durchgerouteter Koffer. 27 h nach Abfahrt in Deutschland erreichten wir müde, aber glücklich unsere Zwischenunterkunft in San Luis.
Die bisherigen Tage verbrachten wir v.a. im nahegelegenden Tangamanga-Park, im (zu kalten) Pool unseres Hotels und im Supermarkt. In letzterem wollten wir u.a. Waschmittel kaufen und waren, da wir in einer Art Großmarkt ähnlich Selgros / Metro gelandet waren, ziemlich am Verzweifeln. Auf den Putzmitteln waren oft keine oder nur unzureichende Bilder dabei und stattdessen stand limpieza drauf. Anfangs war ich noch der Meinung, dass ich mal gelernt hätte, dass das „Wäsche“ heißt und war schon ganz glücklich, dass ich Waschmittel gefunden hatte. Nachdem auf einem Putzmittel aber ein glänzender Herd abgebildet war und daneben limpieza stand, war meine Euphorie dahin. Irgendwann haben wir durch Zufall Persil gefunden und das in der Hoffnung gekauft, dass dort das gleiche wie in Deutschland drin ist.
Da unsere Weihnachtsdeko zur Zeit im Container auf dem Meer schaukelt, haben die Kinder bereits angefangen aus dem spärlich vorhandenen Material Baumschmuck herzustellen. Zum Glück haben wir sogar noch einen kleinen Weihnachtsbaum gefunden und er braucht nicht mal einen Christbaumständer. Weihnachten kann also kommen!
