Sommerferien 2023

Gerade habe ich mit Schrecken festgestellt, dass mein letzter Beitrag schon wieder ewig her ist und ich mich in diesem über die bevorstehenden Sommerferien freute. Die sind mittlerweile leider schon vorbei und die Kinder bereits seit 2,5 Monaten wieder in der Schule. Und auch wenn die hiesigen Ferien sogar 5 Wochen länger andauern als in Deutschland, frage ich mich wie jedes Jahr: Warum vergehen die Ferien eigentlich immer wie im Flug und die Schulzeit nur im Schneckentempo?!

Die Sommerferien starteten wir gleich mit unserem einmonatigen Roadtrip an die Westküste. Schön war’s, lehrreich und aufregend, und wir konnten endlich die vielfältige Natur der USA entdecken und genießen. Zum Ende hin war der Enthusiasmus und die Luft zwar etwas raus – 13.000 km in 30 Tagen und die vielen neuen Eindrücke hinterlassen dann doch ihre Spuren -, aber die Zeit möchten wir nicht missen!

Impressionen von unserem Roadtrip

Kaum zuhause ging es nicht etwa mit dem Faulenzen und Genießen der letzten 7 Ferienwochen los, sondern mit dem Bearbeiten der summer assignments. Dies sind Aufgaben aus jedem Unterrichtsfach, die die Kinder während der Ferien bearbeiten und am ersten Schultag des neuen Schuljahres abgeben müssen. Da an unserer Schule alles benotet wird – ja, auch jede einzelne Hausaufgabe -, mussten die Sommeraufgaben auch mit der nötigen Sorgfalt bearbeitet werden. Neben halbwegs spaßigen Aufgaben (der Große musste in Geschichte 3 Filme über den 2. Weltkrieg schauen und dann Zusammenfassungen schreiben) gab es leider auch zeitintensive Fächer wie z.B. Deutsch, in dem die Kinder ein 60-seitiges Arbeitsheft bearbeiten mussten. Auf der einen Seite verstehe ich zwar den Sinn hinter diesen Aufgaben, auf der anderen Seite stelle ich mir Ferien echt anders vor!

Auch mein Mann machte das, was er am besten kann, und glänzte dank vieler Dienstreisen durch Abwesenheit. 😉 (Ja okay, das war jetzt ein bisschen gemein, aber tatsächlich ist das ein Punkt, der mich regelmäßig wurmt.) Natürlich bin ich froh, dass wir durch seinen Job im Ausland sein können – immerhin war das immer ein großes Ziel von mir -, aber ich habe oft das Gefühl, dass ich die Zeit im Ausland quasi alleine mit unseren Kindern verbringe und das hatte ich mir so nicht vorgestellt. Es gibt so viele Momente im Leben der Kinder wie Auftritte, Präsentationen, Feste und Abschiede, bei denen nur ich zugegen bin, dass es mir für sie unheimlich leid tut. Und ja, auch ich tu mir des Öfteren mal leid, wenn ich wieder bei irgendeiner Feier als Einzige ohne Partner dastehe…

Während die Kleinen neben den summer assignments nur ihre Instrumente üben mussten – denn auch dieser Unterricht geht hier typischerweise während der Ferien weiter – durfte der Große sich zusätzlich mit Praktika, Experimenten für seinen Extended Essay (ähnlich wie eine Hausarbeit im Studium), seinen Unibewerbungen, dem Lernen für den ACT usw. usf. rumschlagen. Insgeheim habe ich ihn immer bemitleidet, wenn er wieder mal für Stunden in seinem Zimmer verschwinden musste während wir anderen vergnüglich im Pool waren, doch was muss, das muss. So richtig entspannen konnte er in seinen Ferien dieses Mal jedenfalls nicht.

Neben diesen unerfreulichen Aufgaben haben wir natürlich trotzdem so gut es ging unsere Zeit genutzt und uns mit Freunden getroffen, Ausflüge in die umliegenden Städte wie z.B. Charleston unternommen und gegen Ferienende kam zu unserer großen Freude kurzfristig sogar noch meine Mama und einer meiner Brüder hergeflogen.

Impressionen Charleston

Außerdem haben mein Mann und ich endlich ein paar Amerikaner in unserer Nachbarschaft kennengelernt, die genauso gerne Brettspiele spielen wie wir. Dadurch haben wir schon einige neue Spiele entdeckt und uns sogar schon eins davon zugelegt: Splendor. Ein einfach zu erklärendes und schnell aufzubauendes Spiel für zwischendurch und die ganze Familie. (Dass ich zu 99 % gewinne, lässt mich das Spiel natürlich nicht etwa extra gut finden oder so 😅). Auf jeden Fall sind unsere neuen Freunde super nett und lassen mich an längst vergangene Studententage denken, wo wir auch gerne bis 2 Uhr morgens durchgespielt haben – mit dem Unterschied, dass ich damals danach nicht ganz so fertig war wie heutzutage!

Splendor – egal ob zu zweit oder mit der ganzen Familie – Splendor ist ein Riesenspaß!

Während der Ferien haben die Jungs auch ihren ersten Tiersitterjob angenommen und ich war ganz überrascht, was Schülern hier gezahlt wird. Für eine Stunde Gassi gehen mit zwei Hunden verdienten sie 25 $ und fürs anderthalbwöchige Sitten zweier Hunde, Fische, Eidechse und Schildkröte (wobei bei den drei letzteren Tieren lediglich Futter in das Aquarium / Terrarium geschüttet werden sollte) pro Tag 50 $. Dafür, dass das nicht gerade in Arbeit ausgeartet ist, ein echt guter Stundenlohn und ich bezweifle, dass das in Deutschland jemand gezahlt hätte.

Auch wir hatten wieder einigen tierischen Besuch und nachdem wir mehrere Wochen auf den Hund von Freunden aufgepasst haben, bin ich endgültig geheilt von dem „eventuell irgendwann ein dritter Hund“-Wunsch. So niedlich wie das ist, wenn sie zu dritt spielen oder sich drei Fellnasen freuen, wenn man nach Hause kommt, so ist es dann doch eine ganze Ecke mehr Arbeit, insbesondere beim Gassi gehen. Zumindest wenn man drei große Hunde hat und man sich nicht zutraut mit allen dreien gleichzeitig alleine Gassi zu gehen. Aber so temporär ist es definitiv toll, auch für unsere Hunde, die aus dem Spielen und Kuscheln gar nicht mehr rauskamen.

Einige unserer Gasthunde

Außerdem haben wir während der Ferien beschlossen, dass wir essenstechnisch jedem Monat ein Land widmen, d.h. im Juli gab es nur (Haupt-)Gerichte aus Hawaii / Ozeanien, im August aus Frankreich / Italien usw. Da für (für uns) exotische Mahlzeiten oft spezielle Gewürze benötigt werden, die man allerdings bei einem Rezept nicht komplett aufbraucht, fanden wir das ein ganz gutes Konzept, um am Ende nicht angefangene Gewürze wegschmeißen zu müssen. Da bei uns mein Mann der leidenschaftliche Koch ist, klappte unser Entschluss im Juli ganz gut; im August, wo er die meiste Zeit auf Dienstreise war, leider nicht mehr. Allerdings haben wir trotzdem viele neue Gerichte kennen- und einige davon auch lieben gelernt. Wer experimentierfreudig ist, dem kann ich solche Genussreisen in fremde Länder nur empfehlen, da es ungemein den geschmacklichen Horizont erweitert!

Eine Auswahl unserer hawaiianischen Gerichte

Der schönste Ferientag für die Kleine – noch vor ihrem Geburtstag! – war der Tag, an dem sie die Nachricht erhielt, dass sie im kommenden Schuljahr Cello spielen darf. In der 5.Klasse müssen hier an vielen Schulen alle Schüler ein Instrument erlernen und dürfen sich eins aus vorgegebenen Streich- und Blasinstrumenten aussuchen. Ab der 6.Klasse ist der Orchesterunterricht dann nur noch optional und es kann stattdessen auch Chor oder theoretischer Musikunterricht gewählt werden.

Der Mittlere hat vor zwei Jahren die deutlich handlichere Geige gewählt und ist tatsächlich begeistert bei dem Instrument geblieben, was ich nicht gedacht hätte. Die Kleine hatte sich von Anfang an auf das äußerst unhandliche Cello versteift und ist seit Erhalten der positiven Nachricht überglücklich und übt jeden Tag fleißig. Wenn ihre Begeisterung so anhält, wird uns dieses große Monstrum wohl noch die nächsten Schuljahre im Kofferraum erhalten bleiben, denn dreimal pro Woche müssen sie ihr Instrument zum Unterricht mit zur Schule nehmen…

Erste Amtshandlung nach Abholung des Cellos? Fotosession, damit allen Freunden auch bildlich die Freude über die tolle Nachricht mitgeteilt werden kann! 🙂

Da der Große dieses Schuljahr in der 12. und somit letzten Klasse ist (in den USA heißen die Schüler der 12.Klasse senior), musste er zum Fotoshooting fürs alljährliche Yearbook der Schule. Das Jahrbuch ist eine hiesige Tradition, die wir schon oft in Teeniefilmen / -serien wie High School Musical oder Never Have I Ever… gesehen, aber was die wirkliche Bedeutung erst hier mitbekommen haben. Tatsächlich bekommt jedes Kind am Ende des Schuljahres ein großes, ca. 200 Seiten dickes Buch ausgehändigt, in dem nicht nur Klassenfotos sämtlicher Jahrgänge sind, sondern auch kurze Geschichten zu bestimmten Events, Schülern, Alumnis oder Plätzen. Selbstverständlich sind auf allen Seiten viele Fotos zu finden und da im Personenverzeichnis auch jeder Schüler und Lehrer aufgelistet ist inklusive auf welcher Seite und Foto er zu sehen ist, ist das ein Haufen Arbeit, der bereits am Schuljahresanfang startet.

Die Jahrbücher der letzten beiden Jahre unserer Schule

Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Abschlussschüler gelegt, die als Einzige jeweils eine gesamte Seite für sich alleine haben und deren Einzelporträts zusätzlich mehr Platz einnehmen als die der anderen Schüler, da neben den Fotos alle akademischen Auszeichnungen, Teilnahmen an Wettbewerben, Mitgliedschaften in den diversen Schulsportteams usw. aufgeführt werden. Dadurch nehmen die Abschlussschüler tatsächlich gut die Hälfte des Platzes im Jahrbuch ein und die Eltern müssen Fotos zur Verfügung stellen.

Damit gewährleistet ist, dass nicht nur Fotos aus vergangenen Zeiten, sondern auch noch ein paar (hübsche) aktuelle eingereicht werden, gibt es das verpflichtende Senior-Fotoshooting für die 12.Klässler und somit auch für uns. 2,5 Stunden hat das gedauert und nachdem das Pflichtporträt in vorgeschriebenem navyfarbenem Jacket und bereitgestellter blau-gelber Krawatte (letztere wäre nicht unbedingt meine Farbwahl gewesen…) vorbei war, durfte der Große auch noch in privater Montur posieren und wurde dabei hin und wieder tatkräftig von Luna unterstützt. Auch wenn es nicht zu seinen Lieblingserfahrungen gehört, so fand ich es doch sehr interessant zu sehen wie es hier in den USA abläuft und was da alljährlich für ein Aufwand nur für dieses Jahrbuch betrieben wird.

Links: Luna wartet artig auf ihren Einsatz
Mitte: Der Fotograf legt letzte Hand an
Rechts: Schnappschüsse aus der Fotobox als „Senior 2024“

Zusätzlich werden die Porträts des Abschlussjahrgangs auf dem gesamten Schulgelände verteilt aufgehangen, was mein Großer mit deutlich weniger Begeisterung zur Kenntnis genommen hat als ich. Es erfüllt mich jedes Mal mit Freude und Stolz, wenn ich sein Foto sehe, denn auch, wenn er natürlich den Großteil der Arbeit geleistet hat, so haben auch wir unseren Teil dazu beigetragen, dass er jetzt da ist, wo er ist und ich denke mal, dass es den anderen Eltern genauso geht und daher auch diese Tradition herrührt. In vielen kleinen Städten, wo es nur eine Highschool gibt, hängen die Porträts der Abschlussschüler übrigens nicht nur auf dem Schulgelände, sondern sind sogar im ganzen Örtchen verteilt.

Links: (vermutlich graduierte) Seniors im Städtchen Williams, Arizona
Rechts: Seniorporträts auf unserem Schulgelände in Einheitskleidung für Jungs und Mädchen

Da der Beitrag jetzt schon so lang ist – jaja, ich bin selbst Schuld, dass es so viel zu erzählen gibt. Hätte ich mal zwischendurch geschrieben… – erwähne ich nur kurz, dass der Große während der Sommerferien fleißig Auto fahren geübt hat und die Kinder sich hobbymäßig neu aufgestellt haben. Doch die beste Neuigkeit, die wir in den Sommerferien erhalten haben, muss ich noch kurz loswerden: Unser Vertrag wurde bis Sommer 2027 verlängert! Das freut uns und auch die Kinder riesig, da wir ausgesprochen gerne hier leben. Ob wir wirklich solange bleiben oder eventuell ein paar Monate früher wegziehen, werden wir dann davon abhängig machen, wohin die Reise als nächstes geht und wie es dort schulisch für die Kinder ausschaut, aber bis dahin ist es ja noch ein bisschen hin und wir werden die uns zur Verfügung stehende Zeit in allen Zügen genießen!

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